Würdiges Finale
Frankfurter Rundschau
England hat gewonnen, Elfmeter hin oder her. ZDF und Magenta haben den Fokus falsch gesetzt. Die Diskussion um den Schuss wird dem verdienten Sieg nicht gerecht.
Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Wahrnehmung eines dramatischen, stimmungsvollen Fußballspiels hinterher auf nur noch eine Szene verengt. Die wird in Superzeitlupen aus vier, fünf Kameraperspektiven von rechts, links, unten und oben, und vielleicht bald noch vom Mond aus, geschaut – und dann Feuer frei für die Expertenrunde. ZDF und Magenta TV haben das EM-Halbfinale zwischen England und Dänemark hinterher mit einer chirurgischen Präzision vor allem an dem im Nachschuss verwandelten Elfmeter von Harry Kane analysiert. War nun Raheem Sterling bei einem seiner betörenden Sololäufe vom Dänen Joakim Maehle am Bein regelwidrig getroffen worden? Ergebnis: äußerst umstritten. „Man kann ihn theoretisch geben, er ist jetzt nicht grottenschlecht“, sagte der im Studio sitzende Manuel Gräfe, fand ihn aber „persönlich nicht richtig.“ Ähnlich äußerte sich der zugeschaltete Patrick Ittrich: „Es ist nicht klar und offensichtlich falsch. Hier würde ich sagen, er nutzt den Kontakt aus.“ Oder wie Gräfe sagte: „Er wollte den ziehen, er wollte ihn cheaten.“ Das alles mag sein, verdeckte aber in der an dieser Stelle sehr kleinteiligen Debatte dann doch das große Ganze: England hatte mehr Kraft, Power und letztlich mehr Qualität. Dänemark war in sechs Spielen und nach dem hinlänglich ausgebreiteten Drama um Christian Eriksen weder spielerisch noch körperlich und auch nicht mehr mental dieser Herausforderung vor der Kulisse von mehr als 60 000 Fans in Wembley gewachsen.More Related News