Wählen auf Berlinerisch
Die Welt
Immer neue Fehler mussten die Zuständigen bei den Wahlen in der Hauptstadt in dieser Woche eingestehen. Landeswahlleiterin Petra Michaelis trat schließlich zurück. Doch eigentlich sollte das Wahl-Chaos die Berliner nicht überraschen. Und vielleicht wollen sie es so.
Dass Ämter in diesem chronisch defekten Gemeinwesen namens Berlin überlastet und überfordert sind, kann jeder Bewohner mit eigenen Erlebnisgeschichten untermauern. In einer Stadt, die Termine für Behördengänge per Online-Bingo-Spiel vergibt, erstaunt es niemanden, dass eine Wahl nicht pannenfrei verläuft.
Die Inkompetenz-Toleranz der Berliner („Dit is halt Berlin“) scheint unverändert hoch. Anders als mit einem Hang zu Masochismus ist kaum zu erklären, dass eine Wählerschaft, die zu 60 Prozent mit dem rot-rot-grünen Senat unzufrieden ist, die Parteien ebendieser unbeliebtesten Regierung in Deutschland mit einem besseren Ergebnis als vor fünf Jahren bestätigt.