
Vor Ausreise machen sie ihr Testament: Deutsche Zivilisten kämpfen im Ukraine-Krieg
RTL
Sie wollen zu « wahren Legenden » werden und das ganz ohne militärische Erfahrungen.
Tausende ukrainische Zivilisten kämpfen im Krieg gegen die russische Armee. Sie sind nicht an der Waffe ausgebildet und trotzdem wollen sie kämpfen für ihr Land, selbst wenn das den Tod bedeuten könnte. Aber auch andere wollen Seite an Seite mit den Ukrainern kämpfen: Hunderte deutsche Zivilisten wollen in den Krieg ziehen. Als freiwillige Kämpfer wollen sie der ukrainischen Armee beitreten, obwohl sie ebenso wenig eine militärische Ausbildung haben wie die ukrainischen Zivilisten. Ihnen ist die Gefahr bewusst, womöglich niemals wieder nach Deutschland zurückzukehren. Viele erzählen Freunden und Familie nicht von ihren gefährlichen Plänen und machen ihr Testament, bevor sie in den Krieg ziehen.
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Tausende Freiwillige kämpfen im Ukraine-Krieg. Laut dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba kämpfen in der ukrainischen Armee mittlerweile rund 22.000 Ausländer. Unter ihnen sind auch hunderte Deutsche. Laut einem Bild-Bericht haben sich allein in der ersten Woche des Krieges über 500 freiwillige Kämpfer gemeldet. Was bewegt die Menschen dazu, in den Krieg zu ziehen und ihr Leben aufs Spiel zu setzen?
Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind es vor allem junge Menschen, Studenten, die nie etwas mit dem Leben als Soldat zu tun hatten. Sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Sie organisieren sich in Telegram-Gruppen, geben sich Tipps, wie sie über die Grenze kommen, welche Ausrüstung sie mitbringen sollen und wo sie am meisten gebraucht werden könnten.
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Laut dem Bericht wirbt die Ukraine auch ganz offen und offiziell um Legionäre. Zum Beispiel über das ukrainische Generalkonsulat in den sozialen Medien. Ein Rekrutierungsvideo ruft dazu auf auch als Deutsche "zu wahren Legenden" zu werden, als Teil der ukrainischen Armee im Kampf gegen die "russische Aggression". Dazu gebe es sogar richtige "Bewerbungsgespräche" in Berlin.
Doch der größere Teil organisiere sich in Telegram-Chatgruppen. Freiwillige aus der ganzen Welt überlegen, in den ukrainischen Krieg zu ziehen. Sie wollen die Demokratie in Europa verteidigen. Einfache Friedensproteste auf der Straße gehen ihnen nicht weit genug, sie wollen selbst aktiv werden. Dabei ist ihnen bewusst, dass diese Entscheidung ihr Leben kosten könnte.
Die Zeitung berichtet auch von einem jungen Jurastudenten aus Berlin, der seine Sachen packt, um in die Ukraine zu ziehen – ohne jegliche Vorausbildung, ohne die Sprache zu sprechen. Er packt Sachen, die eher für einen Campingurlaub, als für den Krieg geeignet sind. Ihm ist selber bewusst, wie surreal seine Entscheidung wirkt. Doch er ist entschlossen das durchziehen. Vor seiner Ausreise macht er sein Testament bei einem Anwalt. Seiner Familie erzählt er nicht von seinem Vorhaben, das ihn möglicherweise niemals zurück nach Deutschland bringen könnte. (khe)