Vor 30 Jahren trat Gorbatschow zurück und löste sich die Sowjetunion auf: Die Rückkehr einer Untoten
Frankfurter Rundschau
Am 25. Dezember 1991 wurde die Sowjetunion zu Grabe getragen.
Am 25. April 2005 nannte der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Rede zur Lage der Nation den Zerfall der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Wie er das meinte, kann man heute jeden Tag im Fernsehen sehen.
Auf Belarus und die Ukraine wird Druck gemacht: Sie sollen, um das Geringste zu sagen, keine selbständige Außen- und Verteidigungspolitik führen. Ihre Bürger sollen aufhören, sich als selbstständige Subjekte zu verstehen. Der homo sovieticus, einst als der vom Sozialismus hervorgebrachte neue Mensch gepriesen oder beklagt, erscheint wieder am Horizont. Er ähnelt, was seine Bindung an die orthodoxe Kirche angeht, wieder mehr dem zaristischen Untertanen. Man darf nicht vergessen: Demokraten bedürfen der Demokratie auch, um welche zu werden. In der Bundesrepublik erfuhren das die Menschen am eigenen Leib und an den Wandlungen ihrer Auffassungen. Die einen mehr, die andern weniger.
Die Sowjetunion, vor fast 100 Jahren, am 30 Dezember 1922 in die Welt gesetzt durch einen Zusammenschluss von Russland, Ukraine, Belarus und der Kaukasischen Sowjetrepublik, zerbrach am 25. Dezember 1991. Im August des Jahres hatte anlässlich der Auseinandersetzungen um einen neuen Vertrag der Staaten der Sowjetunion, ein selbst ernanntes „Notstandskomitee“, zu dem u. a, Vizepräsident, Ministerpräsident, Innenminister, Verteidigungsminister und der Geheimdienstchef gehörten, gegen Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow geputscht. Boris Jelzin (1931–2007), dem Präsidenten der russischen Republik, gelang es mit Hilfe der Armee, die Putschisten niederzuputschen.