
Vor 25 Jahren: Als Madeleine Albright Außenministerin der USA wurde
Frankfurter Rundschau
Vor 25 Jahren übernahm Madeleine Albright als erste Frau die Führung im Außenministerium der USA. Eine Erinnerung.
Washington D.C. - Am 23. Januar 1997 wurde Madeleine Albright als Außenministerin der USA vereidigt. Sie hatte 63 Vorgänger und war die erste Frau in diesem Amt. Die Unabhängigkeitserklärung der USA vom 4. Juli 1976 beginnt mit den Worten: „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal ...“. Für die zahlreichen Deutschsprachigen in der einstigen britischen Kolonie übersetzte das damals der „Pennsylvanische Staatsbote“ in Philadelphia so: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden ...“.
Unterzeichnet hatten diese Erklärung ausschließlich Männer, ausschließlich weiße Männer. Keinem von ihnen fiel ein, ernst zu nehmen, was sie unterschrieben hatten. Frauen hatten sich aus der Politik herauszuhalten, die Indigenen wurden bekriegt und ausgerottet, die aus Afrika importierten Schwarzen wurden versklavt. Die Menschen mochten gleich erschaffen worden sein. Die Kulturleistung bestand in der gewalttätigen Durchsetzung der Ungleichheit.
Der erste Außenminister der USA, Robert Livingstone (1746 bis 1813) war Großgrundbesitzer, und er erwarb das Monopol für die Dampfschifffahrt im Staate New York. Madeleine Albright war 1937 als Marie Jana Körbel in Prag geboren worden. Ihr Vater Josef Körbel war Diplomat. Vor den Nazis war die Familie nach London geflohen.
Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Prag zurück. Als 1948 die Kommunisten sich an die Macht putschten, floh die Familie in die USA. 1957 bekamen sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Josef Körbel wurde ein einflussreicher Professor für Politikwissenschaften. Seine Tochter sowie Condoleezza Rice, die erste schwarze Außenministerin der USA, studierten bei ihm.
So genau er seine Schülerinnen über die Weltlage informierte, so sehr verschwieg er ihnen seine Herkunft. Er und seine Frau waren säkulare Juden. Viele ihrer Verwandten, darunter drei Großeltern von Madeleine Albright, waren von Nazis umgebracht worden. Das erfuhr Madeleine Albright erst 1996, als ihr Vater schon fast 20 Jahre lang tot war.