Von einer in die nächste Krise
ZDF
Trotz großer Absatzerfolge liegen schwere Monate vor den deutschen Autobauer. Durch den Ukraine-Krieg steigt die Unsicherheit.
Was sind das für Zeiten? Das mögen sich auch Deutschlands Automanager gerade fragen. Trotz mancher Schwierigkeiten, allen voran die immer wieder fehlenden Elektronikbauteile, die die Laufbänder ein ums andere Mal ins Stocken bringen, präsentiert ein Autobauer nach dem anderen in diesen Tagen Traumergebnisse:
Doch Freude über das erfolgreiche vergangene Geschäftsjahr, also Freude über den Blick in den Rückspiegel mag bei keinem der Topmanager aufkommen. Der Krieg in der Ukraine verbietet das - zu groß das menschliche Leid, zu unmittelbar aber auch die direkten Folgen für die Fertigungsketten.
Die Ukraine, ein wichtiges Rädchen in der stark vernetzten europäischen Autowelt, gilt heutzutage als wichtiger Standort für Hersteller von Kabelbäumen. Zahlreiche Zulieferer, darunter die Nürnberger Leoni oder Kromberg und Schubert aus Renningen, haben sich in den vergangenen Jahren dort angesiedelt. Vor allem die niedrigen Arbeitskosten und die Nähe zu den großen Autowerken in Mittel- und Westeuropa trieben die Entwicklung.
Doch nun herrscht Krieg. Nach dem ersten Schock wird zwar mancherorts wieder in einzelnen Schichten gearbeitet, auch versuchen Zulieferer, die Teilefertigung an andere Standort zu verlagern - doch das alles kostet Zeit. Und so fehlen in den Hauptwerken der Autobauer fast überall Kabelbäume. Audi erklärte, in den kommenden Tagen und Wochen auf Sicht zu fahren.
Volkswagen will die Produktion von Kabelbäumen in der Ukraine belassen, aber die Kapazitäten in Nordafrika und Rumänien ausbauen. wie Konzernchef Herbert Diess heute bei der Bilanzpräsentation mitteilte. Die Kabelbaum-Fertigung in der Nähe von Kiew laufe derzeit noch zu 30 Prozent.
BMW kündigte zuletzt an, in dieser Woche die Produktion in den Werken München und Dingolfing wieder aufzunehmen, die Fertigung aber bleibe schwankungsanfällig. Zusammen mit den anhaltenden Halbleiter-Nöten klagt auch VW über Engpässe. Nach den Werken in Sachsen soll es unter anderem in Wolfsburg abermals Schichtausfälle und Kurzarbeit geben.
Doch die Kabelbäume sind längst nicht mehr das einzige Problem. Es gilt auch die Beschaffung wichtiger Rohstoffe wie Aluminium, Nickel oder Palladium neu zu organisieren. Nicht alles, aber vieles kommt aus Russland. Beispielsweise ein Fünftel von hochwertigem Nickel, sehr wichtig für die Batterie-Fertigung.