Von der Leyens politische Zukunft hängt jetzt am seidenen Faden
Die Welt
Ursula von der Leyen strebt eine zweite Amtszeit an der Spitze der EU-Kommission an. Doch die Grünen und ein neuer Star bei den europäischen Konservativen könnten der Deutschen einen Strich durch die Rechnung machen. Sie muss jetzt kämpfen.
Der Mittwoch war ein trüber, regnerischer Tag in Brüssel. Aber er war ein rabenschwarzer Tag für die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen: Vieles spricht dafür, dass an diesem 24. November das Ende ihrer jahrzehntelangen, erfolgreichen politischen Karriere eingeläutet worden ist.
Dabei waren es nur ein paar Zeilen im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP, der am Mittwoch gegen 15 Uhr in Berlin vorgestellt wurde. Darin heißt es: „Das Vorschlagsrecht für die Europäische Kommissarin oder den Europäischen Kommissar liegt bei Bündnis90/Die Grünen, sofern die Kommissionspräsidentin nicht aus Deutschland stammt.“ Im Klartext bedeutet das: Die Grünen werden den Prozess zu einer möglichen Wiederwahl der Christdemokratin in knapp drei Jahren im Namen der deutschen Regierung genau beobachten und kontrollieren – aber sie stehen, falls von der Leyen nicht wiedergewählt wird, sofort bereit, einen EU-Kommissar aus den eigenen Reihen zu benennen.