Vom Westen verschmäht, in Afrika favorisiert: Netzwerktechnik von Huawei
DW
Huawei-Bauteile werden immer wieder in Zusammenhang mit Zensur gebracht - auch im Fall eines DW-Medienpartners in Burundi. Viele afrikanische Telekommunikationsanbieter setzen trotzdem auf sie - oder gerade deswegen?
Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei ist im globalen Norden verpönt: Die USA haben scharfe Sanktionen verhängt, im Vereinigten Königreich und einigen EU-Ländern verhindern Gesetze, dass Huawei-Bauteile in der technischen Infrastruktur verbaut werden. Und im kleinen EU-Land Litauen rief sogar die Regierung die Bevölkerung auf, sich von ihren Huawei-Smartphones zu trennen.
Anders in Afrika: Quer über den Kontinent machen Huawei-Bauteile wissenschaftlichen Einschätzungen zufolge rund 70 Prozent der 4G-Netzwerke aus. Vielerorts wird bereits in die leistungsstärkere 5G-Technologie investiert - und auch dabei kommt Huawei häufig zum Zuge.
In Nigerias Wirtschaftsmetropole Lagos etwa sollen ab Ende März erste 5G-Masten ans Netz gehen, sagt Gbenga Adebayo, der Vorsitzende des Verbands der in Nigeria lizensierten Telekommunikationsanbieter (ALTON). Im DW-Interview listet er die Vorzüge von Huawei-Bauteilen auf: "Traditionell sind sie günstig und bieten gute Konditionen für Betreiber. Es ist leicht, mit den Bauteilen zu arbeiten." Adebayo gibt noch einen weiteren Grund an, warum Huawei in seinem Verband beliebt ist: "In puncto Zuverlässigkeit geben ihre Systeme so etwas wie eine Leistungsgarantie."
Warum unterscheiden sich der Umgang des Westens und Afrikas mit Huawei so stark voneinander?
Der Westen wolle einerseits die heimischen Netzwerkausrüster stärken, sagt Arthur Gwagwa vom Ethik-Institut der Universität Utrecht in den Niederlanden. Aber auch westliche Sicherheitsbedenken gegenüber Huawei seien berechtigt: "Huawei hat die Fähigkeit, militärische oder sicherheitsrelevante Informationen zu stehlen. Gleichzeitig ist die Ausrüstung teilweise nachlässig konzipiert, sodass sie anfällig für Cyberattacken und Militär- sowie Industriespionage ist", sagt Gwagwa, der bereits an mehreren afrikanischen Cybersicherheits-Projekten beteiligt war und überdies als Anwalt in Simbabwe gearbeitet hat.