
Vom Fußballfeld aufs Schlachtfeld: Real Madrid-Bezwinger zieht in den Ukraine-Krieg
Frankfurter Rundschau
Sheriff Tiraspol gelang im September das nahezu Unmögliche: Der Fußballclub besiegte Real Madrid. Jetzt kämpft ihr Trainer Yuriy Vernydub im Ukraine-Krieg.
Tiraspol – Das Foto zeigt drei Männer in Armee-Uniformen. Die ukrainische Flagge prangt auf ihren Oberarmen. Lächelnd zeigen sie das Peace-Zeichen. Einer dieser Männer sollte den meisten spätestens seit einem halben Jahr ein Begriff sein. Es handelt sich um den Fußballtrainer Yuriy Vernydub, dessen moldawischem Fußballclub Sheriff Tiraspol im September 2021 das nahezu Unmögliche gelang: Der Champions-League-Neuling gewinnt gegen Rekordsieger Real Madrid.
Bei besagtem Foto handelt es sich um einen Twitter-Post des ukrainischen Sportmediums Zorya Londonsk. „Ich habe mein Leben gelebt. Mein Team spielt heute, aber sie wissen, dass ich nicht dabei sein werde. Ich gehöre jetzt zur Armee. Ich weiß nicht, wo wir zum Kämpfen hingeschickt werden“ zitiert das Medium Vernydub. Der 56-Jährige, der in der Ukraine geboren wurde, pflegt eine enge Verbindung zu dem Staat. Angesichts des eskalierten Ukraine-Konflikts und des nun herrschenden Krieges, möchte der Fußballtrainer in sein Heimatland zurückkehren, um es im Krieg gegen Russland zu unterstützen.
Die Niederlage Tiraspols gegen Braga war am Donnerstag (24.02.22) wohl nicht die schlimmste Nachricht für Vernydub. In den frühen Morgenstunden erhielt er laut dem britischen Sender BBC einen Anruf von seinem Sohn aus der Ukraine. Dieser berichtete seinem Vater von dem Einmarsch Russlands: „Mein Sohn rief mich um 4:30 Uhr morgens an und sagte mir, dass die Russen uns angegriffen hätten. Da wusste ich, dass ich in die Ukraine zurückkehren würde, um zu kämpfen“, sagte der Fußballtrainer gegenüber der BBC.
Nur zwei Tage später am Samstag machte sich der 56-Jährige auf den Weg von Tiraspol in die ukrainische Stadt Saporischschja. Viele seiner Angehörigen hätten versucht ihn zu stoppen, aber für ihn sei klar gewesen, dass er zu seiner Entscheidung steht.
Auf dem Weg in seine ukrainische Heimat seien ihm aus dem Land flüchtende Männer aufgefallen: „Ich kann verstehen, wenn sie mit ihren Familien nach Moldau, Rumänien oder sonstwo flüchten. Aber sollten sie nach Hause zurückkommen, wäre ich glücklich.“