Viereck der Fremdheit
Süddeutsche Zeitung
Was wissen Mütter und Töchter voneinander? Nichts, sagt Sasha Marianna Salzmanns zweiter Roman - das Buch einer großen Erzählerin.
Es gibt keine Erklärungen in diesem Buch, aber ein scharfes Traumbild. Eine Menschenschlange der unterschiedlichsten Gestalten. "Dass es Mütter und Töchter sind," sagt die Erzählerin, "verstehe ich an der Art, wie sie aneinander vorbeischauen." Jede dieser Frauen klopft der vor ihr Stehenden auf die Schulter: "Toktoktok -, und ein anderer langer, mehrmals geknickter Finger klopft dieser Frau wiederum zwischen Wirbelsäule und Schulter - toktoktok, toktoktok - und der wiederum kratzt der Nagel der hinter ihr Stehenden den Flaum im Nacken, brrbrrrbrrr, dort wird die Haut schon rot." In dem Moment, in dem sich eine Frau umdreht, dreht sich die hinter ihr gerade um zu der Frau hinter ihr, und immer so weiter.