Viele Tote bei Protesten gegen Militärjunta im Tschad
DW
Es traf in der Hauptstadt N'Djamena Demonstranten wie auch Sicherheitskräfte. Der Protest richtete sich gegen die Entscheidung der tschadischen Militärs, ihre "Übergangsregierung" um weitere 24 Monate zu verlängern.
Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten im Tschad sind Regierungsangaben zufolge "etwa 30" Menschen getötet worden. Unter den Toten waren demnach auch mehrere Sicherheitskräfte. Wie Reporter berichteten, hatten sich hunderte Protestierende nach einem Aufruf der Opposition in der Hauptstadt N'Djamena versammelt. Später waren regelmäßig Tränengassalven zu hören. In mehreren Stadtteilen waren Barrikaden aufgestellt, auf einigen Hauptstraßen wurden Reifen angezündet, um den Verkehr aufzuhalten.
Im Bezirk des 6. Arrondissements von N'Djamena, einer Hochburg der tschadischen Opposition, waren die Straßen menschenleer. Reifen, Baumstämme und Ziegelsteine lagen auf den Straßen. Schulen und Universitäten blieben geschlossen. Die Demonstrationen waren von den Behörden verboten worden. Sie richten sich gegen die Verlängerung der von der regierenden Militärjunta festgelegten Übergangszeit bis zu demokratischen Wahlen. Eigentlich hätte diese an diesem Donnerstag enden sollen.
Der Tschad wird von einer Militärjunta regiert. Juntachef Mahamat Idriss Déby Itno hatte die Macht im April 2021 von seinem Vater, dem langjährigen Staatschef Idriss Déby Itno, übernommen. Der 38 Jahre alte Fünf-Sterne-General versprach einen nationalen Dialog und "freie und demokratische Wahlen" innerhalb von 18 Monaten.
Dieses Versprechen kassierte das "Forum des Nationalen Souveränen Inklusiven Dialogs" in diesem Monat und verkündete, Déby Itno solle während einer verlängerten zweijährigen Übergangszeit bis zur Abhaltung von Wahlen im Amt bleiben. Es bestätigte zudem das Recht Débys, nach der Übergangsphase für das Präsidentenamt zu kandidieren. Die im August eröffneten Gespräche waren von großen Teilen der Opposition und Teilen der Zivilgesellschaft sowie einigen mächtigen Rebellengruppen abgelehnt worden, die gegen eine "dynastische Nachfolge" an der Staatsspitze sind.
Die Proteste in N'Djamena richteten sich offenbar auch gegen die Zentrale der Partei Nationale Union für Demokratie und Erneuerung (UNDR) von Ministerpräsident Saleh Kebzabo. Sie sei von Demonstranten angegriffen und teilweise niedergebrannt worden, teilte UNDR-Vizechef Célestin Topona mit. Kebzabo, ein früherer Gegner von Idriss Déby Itno, war kürzlich der von dessen Sohn ernannten Regierung beigetreten und wurde am 12. Oktober zum Regierungschef ernannt.