Viele sorgenvolle Töne zum Tag der Einheit
n-tv
In diesem Jahr mischen sich mehr als sonst ruhigere Töne in die Feierlichkeiten zum Tag der Einheit. Der Krieg in der Ukraine hat längst vielfältige Auswirkungen auf Deutschland. Bundestagspräsidentin Bäs appelliert an den Zusammenhalt und den Wert des Arguments.
Wenig Euphorie, eher sorgenvolle Töne. Es ist der Tag der Deutschen Einheit, doch die Furcht vor Spaltung, Krieg und Krise schwang mit bei der zentralen Feier in Erfurt. Verschiedene, hauptsächlich ostdeutsche Politiker warnten vor Folgen des russischen Angriffs auch für das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, auch die Einheit der Ukraine gelte es zu verteidigen. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas rief dazu auf, als Bundesrepublik international mehr Verantwortung zu übernehmen.
Die Reden betonten wie üblich an diesem Feiertag Gemeinsamkeit und Solidarität, doch klangen eben auch Bedenken über ein erneutes Auseinanderdriften an: "Ob Corona-Pandemie oder Energieknappheit - die Krisen der Zeit zeigen, was vorher schon nicht gestimmt hat, und rücken die bestehenden Differenzen ins Licht der Scheinwerfer", sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Wirtschaftsstruktur, Arbeitswelt und Lebensweise ständen vor Veränderungen. "Das löst bei vielen Menschen Ängste und Sorgen aus", sagte der Linken-Politiker, der derzeit auch Bundesratspräsident ist. Dabei hatte er wohl auch die Demonstrationen im Blick, die am Tag der Deutschen Einheit vielerorts in Ostdeutschland geplant waren.
Bundestagspräsidentin Bas hielt die Festrede im Erfurter Theater und erinnerte daran, dass sie, die Westdeutsche, den Mauerfall in Duisburg erlebt hatte. Und sie hatte eine zentrale Botschaft: In der Krise zusammenhalten, sich nicht angiften, Streit demokratisch austragen. "Wie wir miteinander umgehen, entscheidet wesentlich über die Stärke unseres Landes", sagte die SPD-Politikerin.