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Viel Fressen, wenig Moral
Frankfurter Rundschau
Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass Frauen, Schwule oder Arbeitsemigranten vor Ort Nutzen aus einer Fußball-WM in Katar ziehen werden? Ein Kommentar
Auf den Tag genau ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM in Katar findet ebendort erstmals ein Formel-1-Rennen statt. Dass nicht nur schnelle Kamele durch die Wüste rennen, damit die Scheichs sich beim Wetten verlustieren können, sondern nun auch schnelle Autos über Asphalt rasen, ist aus Sicht der Machthaber nur logisch. Kein Land betreibt das Sportswashing so konsequent wie das Emirat. Katar spinnt mit mehr als 500 internationalen Sportveranstaltungen binnen 15 Jahren - unter anderem der Ausrichtung der Handball-WM 2015, der Leichtathletik-WM 2019 und der Fußball-WM 2022 - ,Einladungen an prominente Teams (Bayern München), Sponsoring (Bayern München), Rekrutierung alternder Starspieler (Pep Guardiola, Xavi und mehr) sowie des Milliardeninvests bei Paris Saint-Germain ein globales Netzwerk.
Die Pläne der Herrscherfamilie al Thani, mit dieser Strategie politisch und wirtschaftlich engere Banden zu schmieden und sich so als klitzekleines, aber aufgrund der Gasvorkommen sehr reiches Land in der arabischen Nachbarschaft Sicherheit zu verschaffen, ist weitgehend aufgegangen.
Die besondere Strahlkraft des Fußballs, verbunden mit der offenkundigen Korruption bei der Fifa-Wahl vor elf Jahren, hat aber das Brennglas der internationalen Medien viel stärker auf Fragen der Menschenrechte und Machtstrukturen gelegt, als sich das die autoritären Staatsführer jemals eralpträumt hätten. Der Druck auf die teilnehmenden Fußballspieler und deren Verbände ist immens. Diejenigen die aus Demokratien kommen, werden Katar während der WM nicht ohne Antworten auf diese Fragen verlassen können.