Viel Beratungsbedarf für Opfer von Hass im Netz
n-tv
Hässliche, diskriminierende Kommentare bis hin zu Drohungen sind im Internet immer wieder zu finden. Eine Thüringer Hilfseinrichtung vermutet eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen.
Erfurt (dpa/th) - Die seit etwa einem Jahr bestehende Thüringer Beratungsstelle "elly" für Betroffene von Hasskriminalität im Netz hat reichlich zu tun. "Unser Angebot wird viel angefragt, das Thema ist aktuell sehr präsent", sagt Beraterin Joscha Lell. Im Schnitt wende sich einmal in der Woche ein Opfer an das Beratungsteam. Zudem sei die Expertise der Beratenden bei Vorträgen, Workshops oder Präventionsveranstaltungen sehr gefragt. Hassreden und die damit verbundene Diskriminierung bestimmter Menschengruppen sind ein im Internet und besonders den sozialen Medien weit verbreitetes Phänomen.
Die von "elly" angebotene Hilfe umfasst neben Tipps zum Speichern von vor Gericht verwertbaren Screenshots auch die Unterstützung in rechtlichen Fragen. Informiert werde etwa dazu, ab wann sich eine Anzeige lohnt, so Lell. Die Dauer der Beratungen reiche von kurzen Telefongesprächen bis hin zu längeren Prozessen über mehrere Wochen.
Eine klare rechtliche Definition von "Hatespeech", frei übersetzt "Hassrede", gebe es bisher nicht. "Für uns ist es daher vor allem entscheidend, wie die Betroffenen selbst einen Übergriff einschätzen", so Lell. Die Expertin geht von einer hohen Dunkelziffer von Menschen aus, die sich aus falscher Scham oder Unkenntnis nicht bei "elly" melden.