Verwirrspiel um Gas alarmiert Wirtschaft
DW
Es bleibt weiter unklar, wie sich Putins Anordnung "Gas nur für Rubel" auswirkt. Experten warnen schon "verheerenden Schäden" bei einem Lieferstopp. Auch von einer "Wirtschaftstriage" bei einem Gasnotstand ist die Rede.
Russland hat die Umstellung auf Rubelzahlungen für seine Gaslieferungen an den Westen als derzeit günstigste Lösung für sich bezeichnet. Die neue Regelung sei nicht in Stein gemeißelt und könne wieder geändert werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Freitag. "Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen ist der Rubel die bevorzugte und am ehesten verlässliche Variante", sagte Peskow. Der Übergang zu Rubelzahlungen bedeute auch nicht, dass bei Ausbleiben von Geld sofort die Lieferungen eingestellt würden.
In dem von Präsident Wladimir Putin am Donnerstag unterzeichneten Dekret ist eine Übergangsfrist vorgesehen. Experten gehen davon aus, dass die Umstellung erst Ende April, Anfang Mai wirksam sein wird. Russland will damit vor allem seine zuletzt unter Druck geratene nationale Währung stabilisieren.
In der deutschen Wirtschaft gibt es große Befürchtungen, dass die Bundesrepublik in eine schwere Krise stürzen könnte, sollte Moskau die Gaslieferungen einstellen oder der Westen Russland mit einem Energieembargo belegen. Die jüngsten Rubel-Schachzüge von Präsident Putin verstärkten die Verunsicherung.
Westliche Staaten wie Deutschland müssen nach russischer Darstellung vom Donnerstag an Konten bei der Gazprombank eröffnen, um weiter Gas zu erhalten. Andernfalls würden die Lieferungen für "unfreundliche Länder" eingestellt, hatte Präsident Wladimir Putin angekündigt. Die Bundesregierung beharrt darauf, Zahlungen müssten wie vereinbart in Euro oder Dollar erfolgen. Die genauen Auswirkungen der geänderten Modalitäten sind unklar. Analysten in Moskau gehen davon aus, dass das System erst im April und Mai zur vollen Wirkung kommt. Fachleute erwarten nicht, dass die Änderungen große Konsequenzen für deutsche Firmen mit sich bringen.
Dennoch ist die Wirtschaft alarmiert. So spricht der Chef des weltgrößten Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, von beispiellosen Schäden, die ein Ausfall von Gas- und Öllieferungen aus Russland herbeiführen könnte. "Das könnte die deutsche Volkswirtschaft in ihre schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen", sagte Brudermüller in einem vorab veröffentlichten Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.