Verschwörungstheorien aus dem Parlament

Es geht bei der geforderten NSU-Akten-Freigabe vorgeblich um Aufklärung. Die Debatte in Hessens Landtag leistet Verschwörungstheorien Vorschub.

Man nehme: einen Begriff, möglichst ein Reizwort, das dunkelste Ahnungen hervorruft. Dazu von echtem oder scheinbarem Wissen gespeiste Andeutungen über Vertuschung durch Behörden, "von ganz oben". Und halte dieses Süppchen schön am Kochen, durch immer währende Behauptungen, wenn nur nicht alles geheim gehalten würde, dann, ja dann würde man schon sehen, welch 'dunkle Mächte' am Werke seien. Wovon die Rede ist? Von Q-Anon? Von querdenkenden Impfgegnern, die in Bill Gates einen Mikrochip-Spritzen setzenden Weltverschwörer sehen? Von Chemtrail-Fürchtern, für die Kondensstreifen aus Verkehrsflugzeugen der Unfruchtbarmachung der Weltbevölkerung dienen? Nein. Wir reden von Politikern, von Menschen, die hohe Verantwortung tragen, als Abgeordnete im hessischen Landtag. Und die sich dafür einsetzen, dass als "geheim" eingestufte NSU-Unterlagen (da haben wir das Reizwort) des Verfassungsschutzes zum öffentlichen Gut erklärt werden.