Verharmloster Rassismus
Frankfurter Rundschau
Fast so schlimm wie Patrick Mosters Ausfälligkeit beim olympischen Zeitfahren ist der Umgang des deutschen Lagers damit. Es wurde zu spät gehandelt. Ein Kommentar.
Natürlich haben die betroffenen Entscheider des deutschen Olympiasports im Nachgang tadelnde Worte gefunden, sie haben zum Beispiel von einer „Entgleisung“ (DOSB-Präsident Alfons Hörmann) gesprochen, oder auch von einer „nicht akzeptablen“ Aussage (BDR-Präsident Rudolf Scharping). Das ist selbstverständlich richtig, einerseits. Andererseits hätten die Reaktionen deutlich härter ausfallen müssen. Worum es geht: Patrick Moster, langjähriger Radsportfunktionär, feuerte am Mittwoch beim olympischen Einzelzeitfahren der Männer den deutschen Athleten Nikias Arndt mit den Worten „Hol‘ die Kameltreiber, hol’ die Kameltreiber, komm“ an. Gemeint waren die vor Arndt radelnden Azzedine Lagab (Algerien) und Amanuel Ghebreigzabhier (Eritrea). Eine rassistische Äußerung, ohne Wenn und Aber, für die sich Moster hinterher entschuldigte und beteuerte, eben kein Rassist zu sein. Auch der DOSB argumentierte noch am Mittwoch in eine ähnliche Stoßrichtung, schließlich habe der Sportdirektor überzeugend darlegen können, dass seine Entschuldigung „aufrichtig“ sei. Das mag stimmen, in Gänze sollte sicher nicht über die Welt- und Werteanschauung Mosters aufgrund dieser einen einzigen Aussage, dieser zehn Sekunden langen im Fernsehen festgehaltenen Sequenz, geurteilt werden, das wäre unfair. Natürlich besitzt auch der 54-Jährige das Recht auf Fehler, wenn darauf Besserung folgt. Fakt aber bleibt: In eben jenem Moment an der Strecke verhielt er sich rassistisch. Punkt. Aus. Ende.More Related News