
Vereinte Nationen wollen 4,5 Milliarden Euro für Afghanistan
DW
Es ist wohl der größte Spendenaufruf, den die Weltorganisation je verfasst hat. Kein Wunder: Es geht um die Unterstützung für 27 Millionen Afghanen. Und das, ohne die Taliban zu sponsern.
Die Hilfe der Vereinten Nationen für Afghanistan und Nachbarländer mit afghanischen Flüchtlingen kostet in diesem Jahr mindestens 4,5 Milliarden Euro. Das sei der größte humanitäre Spendenaufruf, den die UN je für ein Land verfasst hätten, teilte das Nothilfebüro (OCHA) in Genf mit. So viel Geld brauchen die Vereinten Nationen, um mehr als 27 Millionen Menschen zu helfen. "Ohne Unterstützung drohen Zehntausende Kinder durch Mangelernährung zu sterben, weil die grundlegendsten Gesundheitsdienste zusammengebrochen sind", so OCHA weiter. Solche Spendenaufrufe richten sich in erster Linie an Regierungen und Stiftungen.
Für die humanitäre Hilfe in Afghanistan selbst benötigen die Vereinten Nationen gut 4,4 Milliarden Dollar (rund 3,9 Milliarden Euro). Damit sollen 22 Millionen Menschen unterstützt werden. Es geht um Nahrungsmittelhilfe, Unterstützung von Bauern, Gesundheitsdienste, Notunterkünfte, Versorgung mit sauberem Wasser und Schulen. Zudem sollen 5,7 Millionen geflohene Afghaninnen und Afghanen sowie ihre Gastgeber in fünf Nachbarländern unterstützt werden. Dazu gehören der Iran und Pakistan. Dafür sind 623 Millionen Dollar nötig (550 Millionen Euro).
Nach UN-Angaben dürften in diesem Jahr 4,7 Millionen Menschen in Afghanistan an schwerer Unterernährung leiden, davon 3,9 Millionen Kinder. 131.000 Kindern drohe ohne zusätzliche Hilfe der Hungertod. "Es zeichnet sich eine riesige humanitäre Katastrophe ab", sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths.
Die USA kündigten derweil zusätzliche 308 Millionen Dollar (272 Millionen Euro) humanitäre Hilfe an. "Damit erhöht sich die gesamte humanitäre Hilfe der USA in Afghanistan und für afghanische Flüchtlinge in der Region seit Oktober 2021 auf fast 782 Millionen Dollar und wir bleiben der größte Einzelgeber humanitärer Hilfe in Afghanistan", teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Sie machte deutlich, dass die Mittel nicht über die Taliban-Regierung, sondern über unabhängige Hilfsorganisationen fließen würden.
Die Wirtschaft Afghanistans ist nach dem chaotischen Abzug der USA und ihrer Verbündeten und der Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban im August 2021 eingebrochen. Ausländische Geldgeber stellten Hilfen in Milliardenhöhe ein. Die alte Regierung hatte davor jährlich rund 8,5 Milliarden US-Dollar (rund 7,5 Milliarden Euro) an militärischer und ziviler Hilfe erhalten. Mit diesen Geldern wurden rund 75 Prozent der Staatsausgaben finanziert, darunter etwa das Gesundheits- und Bildungssystem.