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Vater verheiratet Tochter gegen ihren Willen: Rassismus-Vorwürfe wegen Schulaufgabe
Frankfurter Rundschau
Eine Schulaufgabe, die Stereotype wiederholt, sorgt für Kritik. Eine Seite sieht darin die Grundlage für Diskussionen, die andere Rassismus.
Siegburg – Eine Schule in Nordrhein-Westfalen steht wegen einer Schulaufgabe in der Kritik, die von manchen als rassistisch gewertet wird. Thema der Aufgabe war eine Zwangsheirat in einer fiktiven türkischen Familie. Das Gymnasium Siegburg Alleestraße, auf dem sich der Vorfall ereignete, hat bereits reagiert.
„Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis an den Sohn seines verstorbenen Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern“. So lautete die Prämisse der Schulaufgabe, von der ein Foto in den sozialen Medien kursiert. Der dazugehörige Arbeitsauftrag forderte die Schüler dazu auf, die geschilderte Situation zu besprechen und darin enthaltene Konflikte aufzuzeigen.
Die Aufgabe aus dem Ethikunterricht des Gymnasiums in Siegburg zog eine Beschwerde der Föderation Türkischer Elternvereine in NRW (FÖTEV) an das Schulministerium des Landes mit sich, wie bild.de zuerst berichtete. In einem offenen Brief erklärte die Organisation, dass sie die Schulaufgabe „fassungslos“ mache und äußerte den Vorwurf, dass sich die Aufgabe dem Vokabular rechtsradikaler Populisten bediene.
Auch in den sozialen Medien wird die Schulaufgabe kontrovers diskutiert. Während die geschilderte Situation auf der einen Seite als Grundlage für eine wichtige Diskussion gewertet wird, folgen andere der Kritik von FÖTEV und verlangen von der Schule, sich von der Aufgabe zu distanzieren. Soweit wollte man bei dem Gymnasium Siegburg Alleestraße bisher nicht gehen, obwohl sich das Institut inzwischen auf seiner Website für den Vorfall entschuldigt hat.
„Heute fegte ein Shitstorm über unsere Schule, der uns sehr getroffen hat. Uns wurde Rassismus und Diskriminierung vorgeworfen“, heißt es von dem Gymnasium in NRW. Demnach sollte die Aufgabe bewirken, dass sich Schüler:innen mit Vorurteilen und Stigmatisierung auseinandersetzen. Den Vorwurf, dass dabei „Stereotypen bewusst gegen eine Minderheit eingesetzt“ wurden, bestritt die Schule. Trotzdem heißt es von den Verantwortlichen, dass man sich bei allen, die sich durch den Vorfall „verletzt fühlen könnten“. Das Gymnasium Siegburg Alleestraße betonte, dass es seit fast 20 Jahren Mitglied des bundesweiten Netzwerkes „Schule ohne Rassismus“ ist.