Vater soll eigene Tochter über Jahrzehnte vergewaltigt haben
Süddeutsche Zeitung
Der heute 75-Jährige soll sogar ein Kind mit ihr gezeugt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 288 Vergewaltigungen vor. Doch Ermittler vermuten, "das ist nur die Spitze des Eisbergs".
Antonino D. redet ohne Punkt und Komma. Was er sagt, ist schwer verständlich. Er lispelt leicht, spricht abgehacktes Deutsch, aber vor allem ergibt das, was er sagt, keinen Sinn. Er redet von Schuhkartons, Spiegeln, und gelegentlich habe "sie" ihn geküsst und festgehalten, da sei sie noch ganz jung gewesen und zwischen ihm und seiner Frau im Ehebett gelegen. "Sie hat alles gemacht, ich habe nichts getan", versichert er.
Antonino D. ist 75 Jahre alt, "sie" ist seine Tochter. Der Rentner soll die heute 55 Jahre alte Frau von ihrem siebten Lebensjahr an regelmäßig sexuell und körperlich missbraucht haben. Dabei zeugte er sogar ein Kind mit ihr. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm mindestens 288 Vergewaltigungen vor. "Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs", mutmaßen die Ermittler.
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Sollte es sich bewahrheiten, was die Staatsanwaltschaft Antonino D. vorwirft, so hat der Angeklagte die kleine Vittoria (Name geändert) bereits im Kindesalter systematisch von ihrem Umfeld isoliert. Als sie sieben Jahre alt war, soll er sie erstmals zu sexuellen Handlungen an ihm gezwungen haben, gefolgt von Vergewaltigungen. D. soll seine Tochter mit Drohungen und Gewalt dazu gebracht haben, keine anderen sozialen Kontakte als zu ihm allein aufzubauen. Ob in der Schule oder später am Arbeitsplatz, sobald Vittoria sich mit anderen Menschen anzufreunden versuchte, soll ihr Vater sie geschlagen und bedroht haben.
Dies soll laut Anklage sogar so weit gegangen sein, dass D. jeden einzelnen Lebensbereich seiner Tochter nahezu lückenlos kontrollierte. Er soll sie morgens zur Arbeit gefahren, vor der Türe gewartet und sie sogar gezwungen haben, ihre Arbeitspausen mit ihm zu verbringen. Zudem soll er ihr Handy und ihre E-Mails überprüft haben. Während Staatsanwalt Maximilian Weihrauch die Anklageschrift verliest, schüttelt der 75-Jährige immer wieder den Kopf. Später sagt er: "Das sind alles Lügen."