Van der Poel stürzt in Bande und triumphiert
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Der Niederländer Mathieu van der Poel gewinnt das Straßenrennen der Rad-WM und erobert das begehrte Regenbogentrikot. Der 28-Jährige siegt nach 271,1 Kilometer als Solist. Das Rennen war in der Anfangsphase wegen eines Klebe-Protests von Aktivisten für eine knappe Stunde unterbrochen worden.
Mathieu van der Poel riss bei voller Fahrt den defekten Verschluss seines Schuhs ab, die Schmerzen am blutenden Knie und an den Schürfwunden unter dem zerfetzten Trikot blendete der Rad-Star aus: Mit enormer Leidenschaft, großem Kämpferherz und viel Mut ist der Niederländer trotz eines späten Sturzes zum Sieg beim denkwürdigen Straßenrennen der Radsport-WM in Glasgow gefahren. Der amtierende Cross-Weltmeister stürmte nach 271,1 intensiven Kilometern ins Regenbogentrikot und feierte den größten Erfolg der Karriere - 49 Jahre nach der Vize-Weltmeisterschaft seines 2019 verstorbenen Großvaters Raymond Poulidor. Van der Poel ist der erste niederländische Weltmeister seit Joop Zoetemelk (1985).
Van der Poel, in der laufenden Saison bereits Sieger der Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix, verwies seinen Dauerrivalen Wout van Aert (Belgien/+ 1:37 Minuten) und den Tour-Zweiten Tadej Pogacar (Slowenien/+ 1:45) auf die Plätze. Die sechs deutschen Starter hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Letzter Titelträger bleibt Rudi Altig, der 1966 auf dem Nürburgring triumphiert hatte.
Nach dem Start in Edinburgh konnten die Fahrer die malerische schottische Landschaft länger als geplant genießen. Ein Klebe-Protest von Umweltaktivisten sorgte nach etwas mehr als 90 Minuten für eine unfreiwillige und fast einstündige Zwangspause. Der französische Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe posierte in der Zwischenzeit für ein Selfie, van der Poel hielt Small Talk, andere Fahrer nahmen in Begleitautos Platz. Während sich ein Polizeibus durch die wartenden Radprofis schob, informierte UCI-Präsident David Lappartient persönlich über den Stand der Entwicklungen. Der Rennen wurde um 12.15 Uhr Ortszeit (13.15 Uhr) fortgesetzt. Fünf Personen wurden festgenommen.
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