Van der Bellen merkelt sich zur Wiederwahl
n-tv
2016 war es in Österreich noch "arschknapp", als der Grüne Alexander Van der Bellen sich im Präsidenten-Duell gegen den Rechtsaußen Norbert Hofer durchsetzte. Für die Wiederwahl am Sonntag setzt er auf eine bewährte wie umstrittene Strategie - gegen eigenwillige Konkurrenten.
Der Präsident hält sich lieber aus der Sache raus. Natürlich, Alexander Van der Bellen möchte als Österreichs Staatsoberhaupt wiedergewählt werden an diesem Sonntag. Aber Wahlkampf? Nein, den sollen die anderen Kandidaten unter sich ausfechten.
Bei der letzten Elefantenrunde vor der Wahl am Donnerstagabend im ORF ließ sich Van der Bellen zwar blicken, aber nur auf ein Einzelinterview ein. Ein direktes Duell mit seinen Kontrahenten lehnte der Amtsinhaber ab. Deutsche Wählerinnen kennen diese Strategie als "asymmetrische Demobilisierung", oder einfacher: Merkel-Wahlkampf. keine Inhalte, keine Konfrontation, keine Emotionen. Am Wahltag bleiben die eingelullten Wechselwähler zuhause, die Stammklientel sichert den Sieg, dankeschön, weiter geht’s.
Van der Bellen recycelte in seinem Schluss-Statement sogar den legendären Merkel-Spruch aus dem deutschen Wahlkampf 2017: "Sie kennen mich". Ein Plagiat, das sich auszahlen dürfte für Alexander Van der Bellen: Umfragen prophezeien ihm 51 bis 58 Prozent der Stimmen, genug für einen Sieg im ersten Durchgang. Ein überzeugender Erfolg wäre das allerdings nicht. Van der Bellens Vorgänger Heinz Fischer wurde 2010 mit fast 80 Prozent bestätigt, traditionell war die Wiederwahl dank Amtsbonus eine "gmahde Wiesn". Nicht so in diesem Jahr. Selbst ein Sieg im Schnelldurchgang wäre keine Beruhigungspille für das politische Wien, das nach Ibiza und Corona mit der Inflation die nächste Krise bewältigen muss. Es rumort in Österreich - und der Präsident ist nicht ganz unschuldig daran.