Valentinstag: Vergiftete Liebesbeweise
Frankfurter Rundschau
Rote Rosen zum Valentinstag - das klingt romantisch. Es ist aber verheerend, betrachtet man die Ökobilanz der in der Ferne produzierten Blumen. Die Kolumne
Beim Valentinstag scheiden sich die Geister. Da gibt es die Fraktion, die geneigt ist, dem Namensträger Karl Valentin zu folgen. Der legte Wert darauf, korrekt mit Falentin angesprochen zu werden. Denn man sage ja auch Fogel und Fater. Solche Argumente widerstreben all jenen, die lieber von Walentin sprechen, denen allerdings in nicht gerade konsequenter Weise Wogel oder Water nicht über die Lippen kommen würde.
Mit dem Münchner Komikergenie hat der Valentinstag allerdings höchstens namentlich zu tun, denn den Gedenktag gibt es als religiöse Einrichtung schon seit vor-karlvalentinischer Zeit, nämlich seit eineinhalbtausend Jahren.
Der linguistische Streit um F oder W wird jedenfalls überlagert von der in unserem Kulturkreis wohl alle einenden Ansicht, es sei der Tag der Verliebten. Und es sei der Tag, an dem einen Strauß Rosen als Zeichen der Liebe zu verschenken angebracht ist.
Nun ist Mitte Februar nicht gerade die Jahreszeit, in der Rosen bei uns im Freiland gedeihen. Deshalb kommen sie aus beheizten Gewächshäusern oder werden aus Gegenden eingeflogen, wo die Temperaturen günstiger sind, etwa aus südamerikanischen Ländern wie Ecuador und Kolumbien oder aus Ostafrika. Egal ob Heizung oder Langstreckenflüge, die CO2-Bilanz der blühenden Symbole der Romantik ist alles andere als klimafreundlich.
Zudem verschlechtert sich deren Ökobilanz durch den teils massiven Einsatz von Pestiziden und den hohen Wasserverbrauch bei der Zucht vor allem in den überseeischen Herkunftsländern. Das beeinträchtigt vielerorts die Lebensqualität derer, die nicht an dem Riesengeschäft beteiligt sind oder nur minimal daran partizipieren. Und es drängt sich die Frage auf, ob die Flächen nicht gerechter zur Produktion von Lebensmitteln für die Einheimischen genutzt werden sollten.