Usyk gelingt Sensations-Comeback im Jahrhundertkampf
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Es gibt wieder einen unumstrittenen Schwergewichts-Champion: Der Ukrainer Oleksandr Usyk besiegt im Duell um die wichtigsten WM-Titel den Briten Tyson Fury und schreibt Geschichte. In der spektakulären neunten Runde verändert sich der Kampf komplett.
Für einen Moment sah es so aus, als sei Tyson Fury ein guter Verlierer. Er hatte diese Qualität ja bislang nicht nachweisen müssen. Tyson Fury, dieser ständig provozierende Schwergewichtshüne aus England, hatte in seiner Karriere zuvor alles kurz und klein geboxt. Als der Gong nach der zwölften Runde des gigantischen Kampfs gegen Oleksandr Usyk ertönte, nahm Fury seinen ukrainischen Kontrahenten in den Arm und drückte ihm ein paar Küsschen auf den Kopf. Ob er in diesem Moment ahnte, dass er tatsächlich zum ersten Mal verloren hatte? Man weiß es nicht. Aber er musste eigentlich. Zu deutlich war der Kampf ab der neunten Runde aus seinen Händen geglitten. Zu beeindruckend hatte sich Usyk erhoben und war nah dran, den Hünen auf die Bretter zu nageln.
Aber keiner der Giganten fiel. Bis zur Mitte des Fights, der als "Kampf des Jahrhunderts" ausgerufen worden war, war es Usyk gewesen, der wie der sichere Verlierer aussah. Mit brachialen Aufwärtshaken setzte Fury seinem Kontrahenten zu. Der musste heftig einstecken, nahm die Schläge aber hin. Und brach sich dabei offenbar den Kiefer. Der Ukrainer musste mit Verdacht auf diese Verletzung später ins Krankenhaus. Usyk tat es damit dem legendären Muhammad Ali gleich, der einst ebenfalls mit gebrochenem Kiefer gegen Ken Norton fightete. Kleine, interessante Parallele: Usyk ist am gleichen Tag geboren wie Ali (17. Januar), exakt gleich groß (1,91 Meter) und hat die exakt gleiche Reichweite. Nur beim Gewicht hatte der Amerikaner ein bisschen mehr zu bieten als Usyk.
Die immer mal wieder aufgeworfene These, dass ein Typ wie Ali in der heutigen Zeit gegen die Hünen des Schwergewichtsboxens - gegen Fury, einen Anthony Joshua oder auch vor ein paar Jahren noch gegen die Klitschkos - nicht gewinnen könne, kann mit diesem denkwürdigen Samstagabend in die Tonne gekloppt werden. Durch den 22. Sieg im 22. Profikampf nahm der bisherige WBA-, WBO- und IBF-Weltmeister Usyk seinem Gegner den Titel des Verbandes WBC ab. Er steht nun auf einer Ebene mit Ali, Mike Tyson oder Max Schmeling, die sich ebenfalls "Undisputed"-Schwergewichts-Champions nennen durften. Usyk ist auch der erste Kämpfer seit Evander Holyfield, der unumstrittener Champion im Cruiser- und Schwergewicht ist. Er ist damit die größte Box-Ikone seines Landes, noch vor den legendären Klitschko-Brüdern.