USA: Nordkorea hat Interkontinentalraketen-System getestet
DW
Die Raketenstarts stellen nach Ansicht der US-Regierung eine "schwere Eskalation" durch Pjöngjang dar. Sie könnten sich für das international isolierte Land aber auch als Bumerang erweisen.
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, erklärte am Donnerstag (Ortszeit) in Washington, nach einer Analyse der Starts ballistischer Raketen Ende Februar und Anfang März gehe man davon aus, dass es dabei um ein neues Interkontinental-Raketensystem gegangen sei, das Nordkorea entwickele. Die Tests hätten nicht in voller Reichweite stattgefunden. Zweck sei vermutlich gewesen, "dieses neue System zu evaluieren, bevor in Zukunft ein Test mit voller Reichweite durchgeführt wird".
Nordkorea hatte nach den Tests am 26. Februar und 4. März von Vorbereitungen für einen Aufklärungssatelliten gesprochen. Es war bereits die neunte Runde von Tests in diesem Jahr. Der US-Regierungsvertreter sagte nun, sollte Nordkorea einen vollumfänglichen Test mit der neuen Interkontinentalrakete vornehmen, dürfte Pjöngjang dies fälschlicherweise als Start einer Weltraumrakete ausgeben. Nach US-Einschätzung wurde das neue System erstmals im Oktober 2020 bei einer Militärparade gezeigt.
Ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Regierung nannte die Tests eine "ernste Eskalation" durch Nordkorea. "Diese Starts sind ein dreister Verstoß gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates." Als Reaktion darauf werde das US-Finanzministerium an diesem Freitag "eine Reihe weiterer Strafmaßnahmen" gegen Nordkorea verkünden.
Das Pentagon teilte außerdem mit, das US-Kommando für den indopazifischen Raum habe in dieser Woche verstärkte geheimdienstliche Aufklärungsaktivitäten im Gelben Meer angeordnet - sowie eine erhöhte Bereitschaft der ballistischen Raketenabwehrkräfte in der Region.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA gefordert, die Abschussstation für Interkontinentalraketen zu einer "hochmodernen und fortschrittlichen Raketenbasis" auszubauen mit dem Ziel, eine Weltraummacht zu werden.