
US-Zombie-Firmen: Droht die große Pleitewelle?
DW
Hebt die US-Notenbank die Zinsen weiter an, könnte das für viele bereits angeschlagenen Firmen das Aus bedeuten. Werden Arbeitnehmer und die Wirtschaft insgesamt den Preis für die Zinswende zahlen?
Macy's, Boeing, Delta und American Airlines - diese Firmen sind Symbole des US-amerikanischen Kapitalismus. Doch schon bald könnten ihnen weiter steigende Zinsen große Probleme bereiten. Denn bisher haben sich viele Unternehmen mit Hilfe günstiger Kredite am Leben gehalten. Ihre Existenz war durch ein günstiges Zinsumfeld garantiert. Durch die nun eingeleitete US-Zinswende könnten die Tage vieler dieser Unternehmen gezählt sein.
"Jede Zinserhöhung wird diese Unternehmen hart treffen", ist sich Juan M. Grana, ein Forscher der argentinischen Regierung und Wirtschaftsprofessor an der Universität von Buenos Aires sicher. Häufig halten bestehende Schulden Zombie-Firmen davon ab, zu investieren und die Wirtschaft anzutreiben. Deshalb sehnen einige Analysten das neue Marktumfeld bereits herbei. Die Argumentation: Die ökonomisch Untoten binden Ressourcen und Fachkräfte, die anderenorts fehlen. Andere Analysten wiederum warnen davor, dass eine Konkurswelle der "untoten" Firmen eine Rezession auslösen könnte.
Das ist nicht genau definiert. Die Bezeichnung bezieht sich vor allem auf Unternehmen, die ihre Schulden gerade so über weitere Kredite bedienen können und dabei aber weitere Schuldzinsen anhäufen. Diese Firmen decken über Jahre gerade so ihre Betriebskosten, machen aber keinen Gewinn. Man könnte sie auch Beinahe-Pleite-Unternehmen nennen. Nach einer Berechnung von Morgan Stanley sind 16 Prozent der US-Unternehmen sogenannte Zombies. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass etwa ein Fünftel der 3000 größten börsennotierten Unternehmen in den USA Zombies sind. Deren Schulden belaufen sich auf insgesamt 900 Milliarden Dollar (853 Milliarden Euro).
Und die US-Firmen befinden sich in Europa in guter Gesellschaft. Denn auch hier gibt es etliche Firmen, die sich geradeso über Wasser halten. Genaue Zahlen sind schwierig zu finden, weil natürlich kein Unternehmen gerne als Zombie bezeichnet werden möchte.
Häufig würden die geringe Produktivität und die hohe Schuldenlast durch niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen kompensiert, sagt Wirtschaftsprofessor Grana. Es überrasche viele, dass sich unter den Zombiefirmen auch bekannte US-amerikanische Unternehmen befinden.