
Unwetter-Katastrophe in Deutschland: Eine Chronik des Versagens
Frankfurter Rundschau
Die Unwetter machen den Klimawandel so spürbar wie nie zuvor. Und sie legen die Versäumnisse der Politik offen. FR-Klimaexperte Joachim Wille zieht eine Bilanz.
„Oh Gott!“ Zwei Wörter, ein Ausrufezeichen, sonst nichts. Die Riesen-Schlagzeile der Bild-Zeitung vom Samstag. Am Freitag war klar geworden, dass die Unwetter-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die bisher gekannten Dimensionen sprengt. Oh Gott! – das drückt Fassungslosigkeit aus. Und fassungslos zu sein, war die Reaktion, die jeden beschlich. Auch mich, der ich als Journalist seit mehr als 30 Jahren über den Klimawandel schreibe. Und der, gefühlt, 1000-mal in Artikeln gewarnt hat, dass Extremwetterereignisse häufiger auftreten und heftiger ausfallen werden, wenn der Mensch die Atmosphäre weiter ungebremst mit Treibhausgasen aufheizt. Ein tiefer Schock. Die Sorge, was noch kommen mag. Das Gefühl, hier läuft etwas gewaltig aus dem Ruder, kommt nicht von ungefähr. Das Ausmaß der jüngsten Katastrophe hat auch Expert:innen überrascht. „Das aktuelle Ereignis liegt für viele Kenngrößen außerhalb jeglicher bisheriger Beobachtungen“, analysiert der Karlsruher Klimaexperte Christian Grams, der das letzte Extremhochwasser in Deutschland untersucht hat, von dem 2013 viele Bundesländer betroffen waren. Diesmal stellte er fest: sehr hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit, ein relativ großes betroffenes Gebiet, extreme Abflussmengen von Bächen und Flüssen. Nicht mehr wegzudiskutieren.More Related News