Untersuchungsausschuss befragt Ex-Bahn-Vorstand Pofalla
n-tv
München (dpa/lby) - Im Untersuchungsausschuss zum Desaster beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München ist am Freitag (9.00 Uhr) der erste prominente Zeuge geladen: Ronald Pofalla wird als damals verantwortlicher Vorstand der Deutschen Bahn für Infrastruktur voraussichtlich erklären müssen, warum er Warnungen seines eigenen Hauses über massive Verzögerungen bei dem Mammutprojekt gegenüber der Staatsregierung im Jahr 2020 relativiert hat.
Auch dürfte der frühere CDU-Spitzenpolitiker gefragt werden, wie eng seine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) war - und inwiefern er Anteil hatte an der Festlegung des Nutzen-Kosten-Faktors des Projektes, der nur knapp über dem Grenzwert für eine Förderung durch den Bund liegt.
Neben Pofalla wird auch dessen Nachfolger Berthold Huber vor dem Untersuchungsausschuss erwartet. Huber ist erst seit Juli 2022 im Amt des Infrastruktur-Vorstands. Im gleichen Monat hatte Bahn-Chef Richard Lutz nach wochenlangem Stillschweigen erstmals eingeräumt, dass das Projekt zur Entlastung der zentralen S-Bahn-Strecke durch die Münchner Innenstadt aus dem Ruder gelaufen ist. Ende September folgten dann neue Zahlen.
Demnach soll die zweite Stammstrecke spätestens 2037 fertig und rund sieben Milliarden Euro teuer werden - die zuletzt gravierenden Kostensteigerungen noch nicht eingerechnet. Inzwischen stehen schon tatsächliche Gesamtkosten von 8,5 Milliarden Euro im Raum. Ursprünglich waren Kosten von 3,85 Milliarden Euro und eine Fertigstellung im Jahr 2028 vorgesehen.