
Unterschrift verweigert: Prigoschin erhöht im Kampf mit dem Kreml „den Einsatz“
Frankfurter Rundschau
Jewgeni Prigoschin will sich vom Kreml nichts gefallen lassen. Anstatt eines Vertrags des Verteidigungsministeriums setzt er selbst ein Papier auf.
Frankfurt - Der Kreml gegen die Wagner-Gruppe: Der Machtkampf zwischen Wladimir Putin und Jewgeni Prigoschin tobt seit Monaten. Der Chef der Söldertruppe will sich dem Machthaber in Moskau nicht unterordnen. Nun wird es zwischen den beiden Fronten offenbar ernst: Wie das britische Verteidigungsministerium mitteilt, erhöhte Priogschin offenbar „den Einsatz.“
Bislang habe Prigoschin „ätzende Kritik“ am russischen Verteidigungsministerium geübt, sich aber Putins Autorität gebeugt. Nun entwickle sich die Rhetorik des Wagner-Chefs aber hin zu „Missachtung breiterer Teile des russischen Establishments“, so die Mitteilung weiter.
Die Briten berichten, dass Prigoschin eine Antwort des Kremls bezüglich eines Vertrags erwartet, den Prigoschin Moskau vorgelegt hatte. Am 10. Juni war Prigoschin vom russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu angewiesen worden, Verträge mit Frist vom 1. Juli direkt im Verteidigungsministerium zu unterzeichnen. Dann läuft eine Frist für Söldnertruppen in Russland ab, sich vertraglich dem russischen Verteidigungsministerium unterzuordnen. Auch Putin unterstützt dies. Prigoschin machte aber klar, nicht unterzeichnen zu wollen. Er besuchte deshalb am 16. Juni das russische Verteidigungsministerium und versuchte, einen von ihm selbst ausgearbeiteten Vertrag zu übergeben.
„Obwohl der Inhalt von Prigoschins Dokument nicht veröffentlicht wurde, erhöht seine Übermittlung das Risiko und ist höchstwahrscheinlich ein weiterer bewusster Versuch, die Autorität der offiziellen Militärbehörden zu untergraben“, analysierte das Verteidigungsministerium. Im Geheimdienstbericht des Vereinigten Königreichs hieß es, Prigoschins Tonfall gegenüber dem russischen Verteidigungsministerium sei „eindeutig konfrontativ“ geworden.
„Ich habe gerade versucht, den Brief dem Verteidigungsminister zu übergeben. Sie nehmen den Brief nicht an. Deshalb werden wir ihn jetzt veröffentlichen“, sagte Prigoschin in einem Video. „Im Moment ist es 13:22 Uhr. Ich bin angekommen, um die Dokumente dem Verteidigungsminister Schoigu Sergei zu übergeben. Und zwar zwei Kopien der von meiner Seite unterzeichneten Vereinbarung. Mit meinen Unterschriften“, fügte Prigoschin hinzu. „Leider hat die Frau (womöglich eine Frau im Ministerium, d. Red.) Angst bekommen. Sie tut mir leid. Sie unterliegt strengen Einschränkungen, hat das Fenster zugeschlagen und ist weggelaufen“, so Prigoschin. „Der Brief wird nicht angenommen. Ich bin persönlich hierhergekommen und habe meinen Ausweis des Helden Russlands mitgebracht, sodass es keine Fragen darüber gibt, wer ich bin.“