Ungarn: Machterhalt durch Wahltricks?
DW
Ungarns vereinte Opposition hat bei der Wahl im Frühjahr 2022 Chancen, Regierungschef Viktor Orban und seine Partei Fidesz abzulösen. Um einen Machtverlust abzuwenden, greift die Regierung zu neuen Tricks.
Bori ist Ungarin und lebte eine Zeit lang in Marokko. Als sie im Frühjahr 2018 an der Parlamentswahl teilnehmen wollte, musste sie erst einmal 650 Kilometer reisen. Am Tag vor der Wahl fuhr sie aus dem Landessüden los und übernachtete bei Freunden. Nach dreißig Stunden kam sie in der ungarischen Botschaft in der Hauptstadt Rabat an. Ihre Anreise zur Stimmabgabe beschreibt sie in einem Youtube-Video. "Große Entfernungen und Reisekosten hindern vermutlich viele Wähler im Ausland daran, wählen zu gehen", sagt sie darin. "Deshalb sollte man allen Ungarn im Ausland eine Briefwahl ermöglichen."
Das Video ist Teil einer Kampagne des Vereins Freie Ungarische Botschaft Berlin (FUB). Den haben in Berlin lebende junge Ungarn vor einigen Jahren gegründet. Nun machen sie sich seit Monaten dafür stark, dass alle Auslandsungarn das Briefwahlrecht bekommen, um zum Wählen nicht in die Heimat oder in eine weit entfernte ungarische Vertretung reisen zu müssen. Die extremste Hürde schildert der FUB-Mitbegründer Balint Vojtonovszki: "In Australien musste man tausende Kilometer reisen, um sein Wahlrecht ausüben zu können."