Ungarn: Ein Anti-Politiker fordert Orban heraus
DW
Ungarns vereinte Opposition hat einen Außenseiter zum gemeinsamen Spitzenkandidaten gekürt: Peter Marki-Zay. Er gibt sich als Anti-Establishment-Kandidat - und hat Chancen, Viktor Orban zu besiegen. Wofür steht er?
Ungarns Premier Viktor Orban regiert im zwölften Jahr. Dreimal gewann er in dieser Zeit Parlamentswahlen mit Zwei-Drittel-Mehrheiten. Die nutzte er zu einer radikalen politischen Umgestaltung seines Landes - von der Gleichschaltung der meisten Medien bis hin zur Kontrolle des größten Teils der Justiz. Ernsthafte innenpolitische Konkurrenz und eine Gefahr für seine Ordnung musste Orban seit seinem Machtantritt 2010 kaum fürchten.
Das ändert sich nun. Ungarns sechs wichtigste Oppositionsparteien, die zur Parlamentswahl im Frühjahr 2022 in einem Bündnis antreten, haben nach einer mehrwöchigen landesweiten Vorwahl am vergangenen Sonntagabend (17.10.2021) einen gemeinsamen Spitzenkandidaten gekürt. Das Ergebnis war eine große Überraschung: Anders als erwartet, gewann die Vorwahl ausgerechnet jener Kandidat, dem lange Zeit die wenigsten Chancen eingeräumt worden waren und der als einziger keine eigene Partei hinter sich hat: Peter Marki-Zay, 49 Jahre alt, Bürgermeister einer südungarischen Kleinstadt, Katholik, Vater von sieben Kindern und Gründer der Aktivistenbewegung "Ein Ungarn für alle" (MMM).