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UN-Klimagipfel in Glasgow: Mithilfe der Physik das Klimaziel 1,5 Grad erreichen
Frankfurter Rundschau
Noch ist die Erderwärmung aufzuhalten. Verschiedene Studien zeigen allerdings auf, dass nicht mehr viel Zeit ist, um dem Klimawandel entgegenzusteuern.
Glasgow - So etwas wie Optimismus erfasste kürzlich beim UN-Gipfel in Glasgow die internationale Klimadiplomatengemeinde in dem Moment, als Wissenschaftler:innen all die Zusagen der Staaten zur Treibhausgas-Reduktion zusammenrechneten. Setzen die Länder die Klimamaßnahmen um, zu denen sie sich jetzt schon verpflichtet haben, erwärmt sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich um rund 2,7 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Rechnet man noch die für 2030 gegebenen Zusagen ein, könnte die Welt im Jahr 2100 bei einem Plus von 2,4 Grad landen.
Das ist immer noch beunruhigend, ein wirklicher Hoffnungsschimmer aber war: Nimmt man noch die – wenn auch vagen – Versprechen der Länder hinzu, im Laufe des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen, läuft die Prognose auf eine Erwärmung um rund 1,8 Grad zum Ende des Jahrhunderts hinaus, mit einem zwischenzeitlichen Höchststand von 1,9 Grad. Die 1,8 Grad elektrisierten den Gipfel. Ganz unerwartet kam das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad in Reichweite. Die drei restlichen Zehntelgrad oder sogar noch mehr sollten doch machbar sein.
In diese Zuversicht platzt eine jetzt im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlichte Studie eines internationalen Teams um Ida Sognnæs vom Cicero-Klimaforschungszentrum in Oslo. Die Forschenden hatten nicht gefragt, was zu tun ist, um ein bestimmtes Klimaziel zu erreichen, sondern sich angesehen, welcher Verlauf der Treibhausgasemissionen bis 2100 am wahrscheinlichsten ist, geht man von der heutigen Klimapolitik aus.