
UN-Experten besorgt wegen Straffreiheit bei Menschenhandel
DW
Anhaltende Krisen wie die Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine wirken wie Katalysatoren für den Menschenhandel. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller UN-Bericht.
Menschenhändler kommen nach Angaben des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zunehmend straffrei davon. Die Verurteilungen für solche Verbrechen seien weltweit zwischen 2017 und 2020 von etwa 7300 auf 2300 gesunken, teilte die UN-Behörde in Wien mit.
Zugleich wurden bis zum Beginn der Corona-Pandemie Jahr für Jahr mehr Menschen entdeckt, die fern ihrer Heimat ausgebeutet wurden. Dem UNODC wurden für 2020 rund 47.000 Opfer gemeldet. Rund 39 Prozent mussten Zwangsarbeit verrichten oder wurden sexuell ausgebeutet. Etwa 10 Prozent wurden gezwungen, Straftaten zu begehen. Menschenhandel betrifft überwiegend Frauen und Mädchen, doch in den vergangenen Jahren sei der Anteil von Männern und Jungen gestiegen.
Zum ersten Mal seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2003 ist die Zahl der weltweit entdeckten Opfer im Jahr 2020 gesunken - um elf Prozent im Vergleich zu 2019. Die Corona-Pandemie schränke die Möglichkeiten zur Aufdeckung von Fällen ein, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen in Asien, Lateinamerika und Afrika, heißt es in dem Bericht weiter.
Angesichts der Schließung öffentlicher Einrichtungen wie Bars und Clubs aufgrund von Corona-Maßnahmen wurden bestimmte Formen des Menschenhandels, insbesondere die sexuelle Ausbeutung, an "weniger sichtbare und weniger sichere Orte" verlagert.
"Der Klimawandel erhöht die Anfälligkeit für Menschenhandel", heißt es in dem UNODC-Bericht. "Während eine systematische globale Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf den Menschenhandel fehlt, weisen Studien in verschiedenen Teilen der Welt darauf hin, dass wetterbedingte Katastrophen die Hauptursache für den Menschenhandel sind", heißt es weiter.