Umweltzerstörung produziert in armen Ländern noch mehr Armut
Frankfurter Rundschau
Der „Gefährdete See des Jahres“ liegt in Ostafrika. Dort zeigt sich wieder einmal die Erkenntnis, dass Umweltzerstörung aus Armut meist noch mehr Armut produziert.
An Kandidaten herrscht kein Mangel. Leider. Denn ein Gewässer, das zum „Gefährdeten See des Jahres“ auserkoren wird, muss massive Probleme haben. Und das trifft leider auf viele Seen zu, man könnte sagen: auf zu viele.
Die Gründe für die Gefährdung können unterschiedlicher Natur sein, aber in der Regel gehören ein paar Faktoren dazu, die fast allen gemeinsam sind. Wasserentnahme für die Landwirtschaft, Wasserversorgung der Bevölkerung, Überfischung, Müllbelastung und Einleitung von Abwässern sind sozusagen die Klassiker bei der Gefährdung von Seen. Dazu kommen vielerorts und immer stärker die Effekte des Klimawandels mit zu geringen Niederschlägen, um die natürlichen und menschengemachten Wasserverluste auszugleichen.
Seit 2004 ruft der Global Nature Fund mit seinen internationalen Partnerorganisationen alljährlich einen solchen See aus. Die Liste der Gewinner dieser traurigen Auswahl geht quer durch die ganze Welt und über alle Höhen und Tiefen. Es war schon der höchstgelegene See der Erde dabei (Titicaca) und der am tiefsten gelegene (Totes Meer).
Dieses Jahr fiel die Wahl auf einen, der zu den ältesten und größten Seen der Erde gehört, den Malawisee in Ostafrika. Viele Aquarianerinnen und Aquarianer geraten in Verzückung, wenn sie den Namen hören. Schließlich beherbergt der See eine enorm große Zahl von verschiedenen, attraktiv anzusehenden Barsch-Arten. Mehr als 500 dürften es sein. Längst nicht alle sind schon entdeckt. Sie sind bunt, schön, auffällig, kurz wie gemacht, um zur Zierde eines Aquariums zu werden.
Der Grund, dass der Malawisee die Spitze der Seen anführt, die einen besonders großen Reichtum an Fischarten haben, liegt selbstverständlich nicht darin, dass die Natur hier Exportschlager für ein ansonsten armes Land schaffen wollte. Das hohe Alter des Sees und seine Vielgestaltigkeit an Strukturen und Lebensräumen unter Wasser mit teils kleinräumig unterteiltem Bodengrund aus Kies, Sand, Schlamm oder Felsen ermöglichten es der Evolution über lange Zeiträume, sich hier auszutoben und eine großartige Mannigfaltigkeit an Farben, Körperformen, Größen und Lebensweisen der Fische hervorzubringen.