Umstrittene Gleichstellungsmethode kommt vor das Oberste Gericht
Süddeutsche Zeitung
US-Universitäten fördern Studenten aus ethnischen Minderheiten. Damit könnte bald Schluss sein.
Die Konservativen lassen nichts anbrennen im Obersten Gericht der USA. Donald Trump hat ihnen zum Ende seiner Amtszeit mit der erzkonservativen Richterin Amy Coney Barrett eine klare Mehrheit verschafft. Nun, wenige Monate später, beschäftigt sich das Gericht bereits mit den drei umstrittensten Themen im Kulturkampf zwischen Republikanern und Demokraten: Rassismus, Waffenrecht und mit Abtreibungen. Soeben hat das Gericht entschieden, zwei besonders kontroverse Fälle zuzulassen. Klägerin ist die Organisation "Students for Fair Admissions", die eine Änderung der Zulassungskriterien zu Hochschulen verlangt.
Sowohl die private Eliteschule Harvard als auch die öffentliche University of North Carolina at Chapel Hill verstießen gegen das Verbot der rassischen Diskriminierung. Die Hochschulen würden Amerikaner asiatischer Herkunft benachteiligen, argumentiert der Aktivist Edward Blum. Das sei falsch, schreibt er in einer Mitteilung: "Der Grundstein unserer Bürgerrechte ist das Prinzip, dass die Rasse eines Menschen nicht dazu verwendet wird, um ihm auf seinem Lebensweg zu helfen oder zu schaden."
Auch zwei konservative Richter lassen Bedenken an dem strengen "Herzschlag-Gesetz" im US-Bundesstaat Texas erkennen.
Blum arbeitet beim konservativen Thinktank American Enterprise Institute. Er kämpft seit den 1990ern gegen die in den USA verbreitete Praxis über Zulassungskriterien die ethnische Durchmischung zu verbessern.
Harvard und die University of North Carolina at Chapel Hill etwa stützen die Auswahl der Studenten nicht nur auf akademische, sondern auch auf persönliche und ethnische Kriterien. In diesem System, Affirmative Action genannt, haben asiatischstämmige Bewerber bei vergleichbaren Leistungen schlechtere Chancen auf einen Platz in Harvard als andere. Unter den akademischen Überfliegern lag die Zulassungsrate für asiatische Amerikaner bei 13 Prozent, für Afroamerikaner bei 56 Prozent und für Latinos bei 31 Prozent. Selbst Afroamerikaner aus dem akademischen Mittelfeld haben höhere Chancen als die besten asiatischen Amerikaner. In Harvard macht sich das besonders bemerkbar, weil die renommierte Hochschule in Cambridge bei Boston nur knapp fünf Prozent der Interessenten aufnimmt.