Umsonst Wohnen für Bildung: Studierende helfen Schülern
Frankfurter Rundschau
Sieben Studierende in Bremerhaven brauchen ihre Bude nicht zu bezahlen. Als Entgelt für ihren WG-Platz leisten die Bildungsbuddys eine wichtige soziale Aufgabe.
Bremerhaven - Für manche Studierende mag es wie ein Traum klingen, für Lars Sychla ist es Realität: Er wohnt mietfrei in einer Zweier-WG in einem Bremerhavener Studentenheim.
Es ist ein moderner Neubau in zentraler Lage, mit schnellem Internet und Gemeinschaftsgarten. Als Gegenleistung kümmert sich der Student seit gut zwei Jahren 20 Stunden im Monat um Fünft- bis Siebtklässler an der nahegelegenen Schule am Ernst-Reuter-Platz - als Bildungsbuddy.
An diesem Tag streicht der 30-Jährige zusammen mit zwei Sechstklässlern das Untergestell eines Bauwagens an, der später einmal auf dem Schulhof stehen soll. „Er könnte als Kiosk, Spieleausgabe oder einfach als Aufenthaltsraum genutzt werden“, sagt Sychla. Sieben Bildungsbuddys arbeiten an der Schule, die sich kurz „die Ernst“ nennt. Finanziert wird das seit Frühjahr 2020 laufende Projekt Bildungsbuddy über eine örtliche Stiftung. Die Arbeitszeiten könne er sich selbst einteilen, sagt Sychla: „Das ist eine coole Sache.“
Für seinen Master war er von Hannover an die Hochschule Bremerhaven gewechselt, als die Corona-Pandemie anfing. Da kam der Job als Bildungsbuddy gerade recht. „Über die Schule habe ich schnell viele Kontakte bekommen, das hat mir den Start hier erleichtert“, sagt er. „Und von den Schülern bin ich cool aufgenommen worden. Sie freuen sich immer, wenn ich komme.“
Oberschule und Studentenwohnheim liegen im Stadtteil Lehe, in dem viele benachteiligte Kinder leben: Es ist nicht nur der bevölkerungsreichste Stadtteil der Seestadt, im Ortsteil Goethestraße ist auch fast jeder dritte Erwerbsfähige arbeitslos. Der Anteil von Kindern aus bildungsfernen Familien ist hoch.