Ukrainischer Protest gegen KZ-Gedenkfeier
n-tv
Wegen des Ukraine-Krieges hat die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme keine offiziellen Vertreter aus Russland und Belarus zum 77. Jahrestag des Kriegsendes eingeladen. Die ukrainische Generalkonsulin begrüßt das - übt aber dennoch heftige Kritik an der Gedenkfeier.
Hamburg (dpa/lno) - Nach scharfem Protest des ukrainischen Generalkonsulats in Hamburg hat die KZ-Gedenkstätte Neuengamme das Programm einer Veranstaltung zum 77. Jahrestag des Kriegsendes geändert. Generalkonsulin Iryna Tybinka hatte der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen vorgeworfen, weder Taktgefühl noch Einfühlungsvermögen im Zusammenhang mit dem von Russland geführten Krieg zu haben. Sie kritisierte insbesondere, dass das Programm für den 3. Mai auch einen Beitrag mit "Stimmen aus der ukrainischen/russischen Zivilgesellschaft" vorgesehen hatte.
Die Generalkonsulin hinterfragte den Begriff Zivilgesellschaft mit Blick auf Russland: "Handelt es sich hier um die Gesellschaft, welche in der letzten unabhängigen Befragung zu 81 Prozent Freude, Stolz und Zufriedenheit über Putins Politik gegenüber der Ukraine empfand? Und deren Vertreter ukrainische Kinder und Frauen mit besonderem Vergnügen vergewaltigen, foltern und töten?" Die Gedenkstätten-Stiftung präzisierte nun, dass Stimmen aus der Ukraine, aber auch den Krieg ablehnende Voten aus Russland und Belarus verlesen werden sollen.
Die Generalkonsulin begrüßte in ihrem Brief, dass die Veranstalter keine offiziellen Vertreter Russlands und Belarus' eingeladen haben. Am 12. April hatte die Stiftung erklärt: "Wir können es unseren aus vielen Staaten anreisenden Gästen nicht zumuten, dass sie und wir in diesem Jahr gemeinsam mit offiziellen Repräsentant:innen der Russischen Föderation und aus Belarus zu einem Gedenken zusammenkommen, während zeitgleich Russland mit Unterstützung von Belarus einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt."