
Ukrainische Truppen rationieren offenbar Granaten
n-tv
Schon seit Wochen gibt es im Ukraine-Krieg keine großen Bewegungen an der Frontlinie. Dennoch werden täglich Abertausende Artillerie-Granaten verschossen. Nachschubprobleme haben offenbar Russen wie Ukrainer, einem Bericht zufolge zeigt sich die Ukraine aber höchst kreativ.
Angesichts eines kritischen Munitionsmangels rationieren die ukrainischen Truppen Granaten. Wie die "Washington Post" aus der Region Donezk berichtet, wählten die Ukrainer ihre Ziele deshalb sorgfältiger aus. Demnach werde russisches Equipment über kleinere Infanterie-Gruppen priorisiert. Zudem stellten Soldaten in geheimen, unterirdischen Werkstätten im Osten des Landes mit 3D-Druckern alternative Munition her. Auch suchten die ukrainischen Truppen aktiv nach Munition in den Gebieten, die von den russischen Besatzern befreit wurden. Dem Bericht zufolge feuern die ukrainischen Truppen derzeit 7700 Artillerie-Granaten am Tag ab. Russlands Verbrauch liegt schätzungsweise bei dem Dreifachen.
Vor allem für die sowjetisch produzierten Systeme ist die Munition offenbar schon länger knapp. Deshalb kaufen dem Bericht zufolge Drittstaaten gelegentlich sowjetische Munition bei ehemaligen Mitgliedern des Warschauer Pakts. Diese Munition werde dann geheim an die Ukraine übergeben, um politische Konsequenzen für die ehemaligen Sowjetstaaten, die teilweise noch Beziehungen mit Russland führen, zu vermeiden. Zu Problemen könne es dann aber auf dem Schlachtfeld kommen, heißt es in der "Washington Post". So hätten Soldaten berichtet, dass Artilleriemunition aus unterschiedlichen Ländern auch unterschiedlich genau sei. Zudem könnte das für zusätzlichen Verschleiß am Kriegsgerät sorgen. Dafür verfüge die Ukraine über mehr westliche Artilleriemunition, jedoch aber weniger Systeme zum Abfeuern.
Die "Washington Post" mutmaßt indes, dass die Ukraine auch Teile ihrer Artilleriemunition für die erwartete Frühjahrsoffensive zurückhalten könnte. Der Militäranalyst Rob Lee vom Foreign Policy Research Institute wird mit der Vermutung zitiert, dass die westlichen Partner ihre Lieferungen deshalb jüngst erhöht hätten, gleichzeitig aber dann im Herbst und Winter weniger Artilleriemunition schicken könnten. Deshalb könnte ein langer Krieg vermutlich Russland begünstigen. "Die Verfügbarkeit von Artilleriemunition ist einer der wichtigsten Einzelfaktoren in diesem Krieg", wird Lee von der "Washington Post" weiter zitiert.
