
Ukrainische Invasion sorgt für Entsetzen in Russland
n-tv
Nach der beispiellosen Bodenoffensive der Ukrainer löst sich die Schockstarre in Moskau nur langsam. Viele Russen zeigen sich offen verwundert über die erste Invasion ausländischer Truppen seit 1941. Und die Kritik an der Führung wächst. "Bei uns liebt keiner die Wahrheit", so ein Duma-Abgeordneter.
Im Gebiet Kursk reißen ukrainische Soldaten russische Flaggen von Gebäuden. Menschen verlassen ihre Häuser, bringen sich bei Verwandten und in Notunterkünften in Sicherheit. Flüchtlinge stehen an, um von Hilfskonvois Essen, Hygieneartikel, humanitäre Unterstützung anzunehmen. Zehntausende sind in Not, seit am 6. August rund 10.000 ukrainische Soldaten in Russland eingefallen sind.
Doch Kremlchef Wladimir Putin, der gern an den Zweiten Weltkrieg erinnert und besonders auch um die schwere Panzerschlacht von Kursk weiß, tut diese erste Invasion ausländischer Truppen seit damals - vor gut 80 Jahren - bisher nur als eine "Provokation" Kiews ab. Offiziell herrscht Ausnahmezustand im russischen Grenzgebiet zur Ukraine. Der Kreml hat das Gebiet zur Zone für Anti-Terror-Operationen erklärt, als gäbe es nur ein paar Kämpfer zu beseitigen. Und Putin? Der Präsident gibt sich nach inzwischen 25 Jahren an der Macht - im August 1999 wurde er zunächst Regierungschef -, als könnte ihn nichts mehr erschüttern. Damals begann auch der zweite Tschetschenienkrieg.
Abgesehen von Krisensitzungen, bei denen Putin etwa auch umgerechnet 100 Euro Soforthilfe für Bedürftige anweist, kümmert sich der Kremlchef weiter um Weltpolitik. Bei einem Treffen in Moskau erörtert er mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Lage im Nahen Osten. Oder er reist wie gerade eben nach Aserbaidschan zum Staatsbesuch, um bei den Verhandlungen um einen Friedensvertrag des Landes mit Armenien zu vermitteln.
