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Ukrainische Flüchtlinge in Tschechien: Das Integrationswunder
DW
Tschechien hat die größte Flüchtlingswelle seiner Geschichte erfolgreich bewältigt - zum Nutzen der Wirtschaft. Viele ukrainische Flüchtlinge haben Jobs, die Zahlen widerlegen nationalistische Narrative.
In dem neuen Bürokomplex Waltrovka im Prager Stadtteil Jinonice sind die meisten Fenster der großen modernen Gebäude nicht mehr erleuchtet. Es ist Feierabend, die Menschen sind nach Hause gegangen. Der Komplex, in dem es tagsüber vor Geschäftigkeit wimmelt, ist nun fast vollkommen verwaist.
Nur vor dem Eingang eines der Gebäude steht eine Gruppe von Ukrainern und Ukrainerinnen. Sie warten auf Tereza Matonohova, hauptberuflich Headhunterin. Sie gehört zu den vielen tschechischen Freiwilligen, die in ihrer Freizeit Hunderttausenden von ukrainischen Kriegsflüchtlingen bei ihrer Integration helfen. An diesem Spätnachmittag im März hat Matonohova einen Informations- und Sprachkurs für die Wartenden organisiert.
"Ich habe meine beruflichen Kontakte genutzt und für unsere Treffen einen kostenlosen Raum in einem Unternehmen bekommen", sagt Tereza. Bei den Treffen gehe es um Wohnungsfragen oder die Arbeitssuche. Außerdem erhalten die ukrainischen Flüchtlinge Tschechisch-Unterricht, den ein erfahrener Lehrer gibt. Tereza ist es gelungen, die Kosten für den Lehrer mit den von der tschechischen Regierung für diesen Zweck vorgesehenen Zuschüssen zu finanzieren.
"Die Kenntnis der tschechischen Sprache ist die Grundlage, um auf dem tschechischen Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden und eine qualifiziertere Arbeit mit zumindest einem relativ angemessenen Gehalt zu finden", erklärt Tereza der DW. "So können sich die Flüchtlinge allmählich wegbewegen von schlecht bezahlten Jobs wie dem Auffüllen der Regale in Supermärkten hin zu Jobs, bei denen sie ihre wirklichen Fähigkeiten zeigen können."
Von den Teilnehmern ihres kleinen Kurses nach Feierabend, zu dem in der Regel fünfzehn bis zwanzig Ukrainer und Ukrainerinnen kommen, haben fast alle bereits einen Arbeitsplatz gefunden. "Heute sind weniger Teilnehmende gekommen, denn einige haben Nachmittagsschicht", sagt Tereza. Im Gespräch mit den Anwesenden kann man schnell feststellen, dass sie nach einem Jahr alle Tschechisch können und in der Lage sind, sich in der neuen Sprache über grundlegende Dinge zu verständigen.