Ukraine zieht Wehrpflichtige und Reservisten zur Verteidigung ein
DW
Präsident Wolodymyr Selenskyj ordnet die Generalmobilmachung der Bevölkerung an. Männliche Bürger zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht mehr verlassen. Russische Truppen stehen kurz vor Kiew.
Hier die wichtigsten Informationen im Überblick:
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine werden Wehrpflichtige und Reservisten zur Verteidigung ihres Landes eingezogen. Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete ein Dekret zur Generalmobilmachung. Die Anordnung gilt für 90 Tage. Zudem dürfen männliche Staatsbürger im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land nicht mehr verlassen.
Laut Selenskyj wurden am Donnerstag landesweit 137 ukrainische Zivilisten und Soldaten im Zuge der russischen Invasion getötet. In einer Videobotschaft bezeichnete er sie als "Helden". Hunderte weitere seien bislang verletzt worden. Über die russischen Angreifer sagte er: "Sie töten Menschen und verwandeln friedliche Städte in militärische Ziele. Das ist schändlich und wird nie vergeben werden."
Das Weiße Haus hat sich empört über "glaubhafte Berichte" von ukrainischen Offiziellen geäußert, wonach russische Truppen die Besatzung des 1986 havarierten Kernkraftwerks Tschernobyl als Geiseln genommen hätten. "Wir verurteilen das und fordern ihre Freilassung", sagte Sprecherin Jen Psaki in Washington. Die USA hätten keine Informationen über den Zustand der Anlage, die nach wie vor massiv radioaktiv verseucht ist. Die Geiselnahme könne jedoch die Instandhaltung der Anlage beeinträchtigen und sei "unglaublich alarmierend und sehr besorgniserregend". Das ehemalige Kraftwerk liegt auf dem direkten Weg zwischen Belarus und Kiew - und damit offenbar auch an der Nachschublinie, die das russische Militär bei seinem Einmarsch auf die ukrainische Hauptstadt nutzen dürfte.
Die Europäische Union und die USA hatten mit weitreichenden Strafmaßnahmen gegen Russland reagiert - dabei jedoch bislang keinen Ausschluss aus dem Swift-System verhängt. Selenskyj forderte die EU auf, Russland mit einem solchen Schritt die Mittel zur Fortsetzung seiner Aggression zu entziehen. Swift ist ein zentrales System für internationale Überweisungen; ein Ausschluss Russlands würde eine weitgehende Abkopplung von den Zahlungsströmen bedeuten.