Ukraine will alle Kämpfer aus Stahlwerk holen – Mariupol vor dem Fall
Die Welt
Kiew arbeitet an der kompletten Evakuierung der Azovstal-Fabrik – angeblich auch mithilfe internationaler Vermittler. Die Schwester eines Kämpfers fürchtet im Interview um das Leben der Soldaten. Moskau zielt immer deutlicher auf eine Russifizierung des Südostens der Ukraine. Ein Überblick.
Das Schicksal der ukrainischen Hafenstadt Mariupol kann sich jeden Moment entscheiden. Zwar harren immer noch Verteidiger in der letzten ukrainischen Bastion der Stadt aus, der riesigen Stahlfabrik von Azovstal. Nun aber arbeitet die ukrainische Regierung daran, auch ihre noch verbliebenen Kämpfer herauszuholen, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache ans Volk in der Nacht zum Mittwoch mitteilte. Beaufsichtigt werde die Evakuierungsmission vom ukrainischen Militär und von Geheimdienstagenten, beteiligt seien zudem „die einflussreichsten internationalen Vermittler“.
In der Nacht zum Dienstag waren mehr als 260 ukrainische Kämpfer, darunter Schwerverwundete, aus dem Werk in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht worden, wie beide Seiten bestätigt hatten. Während Moskau von einer Massenkapitulation sprach, hieß es aus Kiew, die Soldaten hätten ihren Auftrag erfüllt. Sie sollen gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht werden.