Ukraine - "wie in einem Zombiefilm"
DW
Seit Wochen herrscht Krieg in Europa. Auch zahlreiche Athletinnen und Athleten sind in der Ukraine geblieben. Dieses Mal kämpfen sie nicht um Medaillen, sondern ums Überleben. Drei von ihnen erzählen ihre Geschichte.
Kiew gleicht in diesen Tagen einer Geisterstadt. Bürgermeister Vitali Klitschko hat eine Ausgangssperre verhängt, die Sorge um weitere schwere Luftangriffe der russischen Armee ist groß. Lediglich Personen mit Sondergenehmigung dürften das Haus verlassen, heißt es. Eine solche Erlaubnis hat auch Sergiy Stakhovsky. Der 36-Jährige beendete im Januar offiziell seine Tennisprofi-Karriere, jetzt patrouilliert er täglich gemeinsam mit anderen Soldaten in Kiew.
Er ist gerade im Urlaub mit seiner Familie, als die russische Invasion am 24. Februar beginnt. "Es war nicht der beste Start in den Tag, als wir die Information bekamen, dass die Ukraine angegriffen wird", berichtet er im Interview mit der DW. "Ich habe sofort den Fernseher eingeschaltet und dann die Explosionen in Kiew, Charkiw und Mariupol gesehen. Das war nicht leicht, weil ich anfangs nicht verstanden habe, was gerade passiert."
Nur wenige Tage später fliegt Stakhovsky zurück in seine Heimat, er wird eingezogen. Seitdem ist er von seiner Familie getrennt. "Ich fühle mich schuldig meinen Kindern und meiner Frau gegenüber, weil ich sie zurücklassen musste", sagt er und fügt an: "Ich habe mit meiner Frau nicht lange darüber gesprochen. Sie hat geweint. Hätten wir eingehender darüber gesprochen, wäre ich nicht gefahren. Ich hätte nicht den Mut gehabt, meine Familie zurückzulassen."
In Zhytomir, rund 150 Kilometer westlich von Kiew, lebt Vladyslav Heraskevych. Der Skeleton-Fahrer war im Februar noch bei den Olympischen Winterspielen in Peking im Einsatz. Zwei Tage vor Kriegsausbruch sorgte der 23-Jährige dort für Aufsehen als er ein Schild mit der Aufschrift "No war in Ukraine" in die Fernsehkameras hielt.
"Ich habe es gemacht, um der Welt zu zeigen, dass wir Ukrainer friedliche Menschen sind und keinen Krieg wollen", erklärt Heraskevych im DW-Interview und ergänzt: "ich habe viele negative Kommentare aus Russland bekommen, auch von Politikern und anderen wichtigen Personen. Doch es gab auch viele positive Reaktionen vom Rest der Welt."