Ukraine: So könnte die Ordnung nach dem Krieg aussehen
Frankfurter Rundschau
Die russische Invasion der Ukraine eint zwar die USA und die Europäer, zwingt sie aber zugleich zu einer langen Auseinandersetzung. Eine Analyse.
Kiew – Putins Krieg ist eine Zäsur mit dramatischen und vielfältigen Folgen. Die unprovozierte Invasion der russischen Truppen hat nicht nur den Frieden in Europa gebrochen und die Ukraine in einen militärischen Konflikt gezwungen. Der russische Autokrat Wladimir Putin attackiert mit dem Angriff auf das Nachbarland auch die europäische Sicherheitsarchitektur.
Mit den beispiellosen Sanktionen der USA, Deutschlands und anderer EU-Staaten hat der Westen Russland isoliert. All das wirft viele Fragen auf. Kann die Ukraine der russischen Übermacht widerstehen und wenn ja, wie lange? Wie geht Putin weiter vor? Präzise Aussagen sind derzeit nicht möglich. Szenarien lassen sich aus dem bisher Bekannten allerdings durchaus erstellen. Sie zeigen, wie sich der Konflikt entwickeln könnte.
Der militärische Konflikt in der Ukraine wird noch länger dauern. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist es mit breiter Unterstützung der Bevölkerung zwar gelungen, einen raschen Sieg der russischen Armee zu verhindern. Moskau wollte wohl in einer Art Blitzkrieg die ukrainische Hauptstadt Kiew einnehmen und die Regierung Selenskyi festsetzen. Dieser sogenannte Enthauptungsschlag schlug fehl, weil Ukrainerinnen und Ukrainer den Vormarsch des Gegners verzögern konnten.
Die russische Seite hat daraufhin die Strategie gewechselt und setzt seit einigen Tagen stärker als zuvor schwere Waffen ein – auch gegen zivile Ziele wie in den umkämpften Städten Charkiw oder Mariupol. Gut eine Woche nach Beginn des Krieges sind deshalb sowohl die russische wie die ukrainische Führungsriege davon überzeugt, die militärische Auseinandersetzung für sich entscheiden zu können. Einen Waffenstillstand oder gar ernsthafte Friedensgespräche gibt es nicht.
Auch, weil die Forderungen der Kriegsparteien zu weit auseinander liegen. Putin hat der Ukraine das Existenzrecht abgesprochen, Selenskyi und die Seinen fordern den Abzug der russischen Einheiten. Nutzlos sind die regelmäßigen Treffen oder Kontakte der Kontrahenten allerdings nicht. Immerhin haben sie sich auf humanitäre Korridore geeinigt, um Zivilisten aus umkämpften Städten zu bringen. Man wird sehen, ob dieser Vorsatz auch umgesetzt werden kann.