![Ukraine-Krise: Provozieren die Separatisten einen Vorwand für russischen Einmarsch?](https://www.fr.de/bilder/2022/02/18/91358526/28275328-mehrere-maenner-hoeheren-alters-laufen-durch-bautruemmer-und-raeumen-dort-2kw8HriHlfef.jpg)
Ukraine-Krise: Provozieren die Separatisten einen Vorwand für russischen Einmarsch?
Frankfurter Rundschau
Die Separatisten-Führer in den abtrünnigen Republiken der Ostukraine wollen Bürger:innen nach Russland evakuieren. Kiew sieht darin eine Provokation.
Donezk/Kiew – Es war eine dramatische Ansprache. Seit Monaten ziehe die Ukraine mehr Truppen zusammen und erhöhe die Zahl der Waffen und Raketen an der gesamten Front, erklärte am Freitag Denis Puschilin, Chef der prorussischen Donezker Rebellenrepublik (DNR), in einem Video via Telegram. „Ihre Waffen zielen auf friedliche Bürger, auf uns und unsere Kinder.“
Und weil der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj demnächst den Angriff befehlen werde, beginne man mit der Evakuierung der Bevölkerung nach Russland. „Zuerst werden Frauen Kinder und alte Leute weggebracht.“ Ebenso wie Donezk rief auch die Lugansker Rebellenrepublik (LNR) ihre Bürger:innen zur Ausreise nach Russland auf. Waffenfähige Männer aber sollten bleiben, um die Republik zu verteidigen. Mittlerweile hat die Evakuierung in den Separatistengebieten begonnen.
Seit Donnerstagnacht (17.02.2022) haben die Kämpfe an der sogenannten Kontaktlinie im ostukrainischen Donbass wieder stark zugenommen. Die Rebellen meldeten heftiges Artillerie- und Granatwerferfeuer auf einen Vorort der Rebellenhauptstadt Donezk, außerdem Panzerbeschuss auf Gorlowka und mehrere andere Orte.
Das ukrainische Kommando zählte am Mittag 60 feindliche Verstöße gegen die Waffenruhe binnen 24 Stunden. Todesopfer gab es auf beiden Seiten nicht, in den vergangenen acht Jahren hat die Bevölkerung viel heftigere Schießereien erlebt. „Sie provozieren, um einen Casus Belli, einen Anlass zum Krieg, zu schaffen“, unterstellt der ukrainische Donbass-Experte Dmitro Durnjew der russischen Seite. „Sie wollen etwas ganz Schreckliches darstellen, um die Ukraine zum Aggressor zu machen.“ Auch Russland könnte mit einem angeblichen Genozid im Dornbass einen Vorwand für Krieg suchen. Der ist vor allem wegen seiner Lage heikel für den Konflikt.
Laut Puschilin richtet Russland im Gebiet Rostow Aufnahmelager für 3,6 Millionen Menschen ein. Wie viele tatsächlich ausreisen, bleibt abzuwarten. Kremlsprecher Peskow gab sich dagegen erstaunt: „Ich weiß nicht, was bei Puschilin los ist.“