
Ukraine-Krieg: Wie Putin die Welt mit tödlichem Hunger terrorisiert
Frankfurter Rundschau
Wladimir Putin bedroht mit seinem Krieg in der Ukraine und dem dadurch ausgelösten Hunger den ganzen Globus. Der Westen steckt in einem Dilemma.
Moskau – Mit seinem Krieg gegen die Ukraine terrorisiert Wladimir Putin nicht nur sein Nachbarland im Westen, sondern die ganze Welt. Der russische Staatschef blockiert fast die gesamten Lebensmittelexporte aus der Ukraine – ein Land, das als „Kornkammer der Welt“ den Globus versorgt. Immer wieder treffen russische Geschosse Weizenfelder, Silos und Produktionsanlagen für Nahrungsmittel. Experten sprechen davon, dass Putin den Hunger gezielt als Kriegswaffe einsetzt.
Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Weizen-Exporteuren weltweit, verantwortlich für knapp ein Drittel des globalen Bedarfs. Da Russland die ukrainischen Häfen und damit die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten über das Schwarze Meer blockiert, könnten laut den Vereinten Nationen weltweit 1,4 Milliarden Menschen von Nahrungsmittelknappheit betroffen sein: in Afrika, aber auch in Syrien, Jemen, Libanon und Afghanistan.
Nach Angaben der Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sind Weizenpreise auf dem Kontinent bereits um 60 Prozent angestiegen. Es gibt ein Defizit von zwei Millionen Tonnen Dünger, der zu einem 20-prozentigen Rückgang in der Nahrungsmittelproduktion führen könnte. Der Kontinent könne aufgrund des Kriegs bis zu 13 Milliarden Euro in Nahrungsmitteln verlieren, sagt AfDB-Präsident Akinwumi Adesina. Das könnte noch dieses Jahr weitere 1,8 Millionen Afrikaner in extreme Armut stürzen, warnte er.
Vorwürfe, Russland setze Hunger als Waffe ein, werden immer lauter. So kritisiert Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne): „Russland nutzt Hunger ganz bewusst als Kriegswaffe und macht die ganze Welt zur Geisel.“ Ähnliche Worte findet auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). „Man sieht, dass Putin Hunger als Kriegswaffe nutzt, dass er ganz bewusst die Häfen in der Ukraine bombardiert, sodass der Weizen nicht ausgeliefert werden kann“, sagte sie im RBB.
Doch Moskau weist entsprechende Anschuldigungen zurück – und gibt dem Westen die Verantwortung. Weil russische Frachtschiffe mit Sanktionen belegt seien, könnten diese kein Getreide exportieren, argumentiert Lawrow. Der Westen behaupte zwar, dass Lebensmittel nicht mit Sanktionen belegt seien, verschweige aber zugleich, dass sie nicht transportiert werden könnten, so der Außenminister.