
Ukraine-Krieg trifft deutsche Autoindustrie
DW
Nach den Folgen der Corona-Pandemie treffen nun die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine die deutschen Autohersteller. Immer mehr Bänder stehen still. Kooperationen mit Russland werden gestoppt.
"Die Kriegshandlungen Russlands führen zur Unterbrechung von Lieferketten. Der Transport ist eingeschränkt, die Produktion in Zulieferbetrieben fällt aus", teilt der Autoherstellerverband VDA auf DW-Anfrage mit. "Schnelle Hilfe und ein Ende der Kampfhandlungen müssen im Vordergrund stehen, wirtschaftliche Fragen stehen jetzt dahinter zurück", sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Branchengrößen wie Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen mit seinen Töchtern Porsche und Audi und der Lkw-Hersteller MAN drosseln ihre Produktion bereits oder stellen sie sogar ein. Denn es fehlen sogenannte Kabelbäume.
Dabei handelt es sich um ein komplexes und teils für jedes Fahrzeugmodell individuell angefertigtes Bauteil, das bereits zu Beginn der Fahrzeugproduktion zur Verfügung stehen muss, da es nicht nachträglich eingebaut werden kann.
Der Kabelbaum ist das Bordnetz eines Autos, dort sind die Strom- und Übertragungsleitungen für Signale zusammengefasst. Neben der Elektrik und der Motorsteuerung sind auch alle Assistenzsysteme und die Unterhaltungselektronik damit verbunden. Sechs bis acht Kilometer Kabel werden mittlerweile in einem einzigen Fahrzeug verbaut, das Gewicht beträgt mehr als 60 Kilogramm.
Nach VDA-Angaben versorgt neben Tunesien vor allem die Ukraine europäische Hersteller mit diesem Bauteil. Kabelbäume seien komplexe Komponenten, daher könne die Produktion nicht kurzfristig umgestellt oder anderweitig ersetzt werden, heißt es. Auch gebe es kaum Lagerbestände.