Ukraine-Krieg: Situation in Atomkraftwerken ist heikel – auch andere Umweltkatastrophen drohen
Frankfurter Rundschau
In den Atomkraftwerken der Ukraine ist die Lage weiterhin angespannt. Im Schatten der Öffentlichkeit brodeln seit dem Einmarsch Russlands auch andere Gefahren.
Kiew – Russlands Präsident Wladimir Putin* versteht es nicht nur, mit seinen Atomwaffendrohungen den Westen in Angst und Schrecken zu versetzen. Auch die Kernanlagen in der Ukraine* scheinen bedroht zu sein. Seit der Einnahme des Katastrophen-Reaktors Tschernobyl durch russische Kräfte* am 24. Februar wachsen die Sorgen vor einem nuklearen Unfall.
Am Freitag (04.03.2022) rüttelte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* die Weltöffentlichkeit mit einem eindringlichen Twitter-Video auf. „Wenn es eine Explosion gibt – das ist das Ende für alle. Das Ende für Europa. Die Evakuierung von Europa.“ Das russische Militär hatte kurz vorher das Kernkraftwerk Saporischschja, das größte Europas, beschossen und einen Brand auf dem Gelände ausgelöst*.
Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss des Reaktors und warf dem Regime von Putin „Nuklear-Terror“* vor. Offenbar wolle Russland* die Atomkatastrophe von Tschernobyl wiederholen. „Europa muss jetzt aufwachen. Gerade jetzt beschießen russische Panzer die Reaktorblöcke“, sagte Selenskyj.
Glücklicherweise kam im Nachhinein heraus, dass nur ein Verwaltungsgebäude in Brand geraten war und keiner der Reaktoren beschädigt wurde. Das russische Verteidigungsministerium, die ukrainische Aufsichtsbehörde sowie auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigten, dass in Saporischschja keine erhöhte Strahlung gemessen worden sei.
Und auch Jill Hruby, die Leiterin der Nationalen Verwaltung für Nukleare Sicherheit der USA, stellte gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN fest: „In dieser besonderen Situation bestand nie die Gefahr einer nuklearen Katastrophe. Aber es ist klar, dass die Dinge schnell aus dem Ruder laufen können.“