Ukraine-Krieg: Russland erleidet Verluste - Putin ändert seine Strategie
Frankfurter Rundschau
Sein Angriffskrieg auf die Ukraine läuft nicht so gut wie von Russlands Präsident Wladimir Putin geplant.
Kiew - Der Kampf um die Hauptstadt der Ukraine tobt weiter. Russlands Präsident Wladimir Putin schickt weitere Truppen in den Krieg. Ein kilometerlanger Konvoi der russischen Armee traf in den Morgenstunden des Dienstags vor Kiew ein. Aus der Millionenmetropole werden Gefechte gemeldet. Die Bevölkerung wurde in der Nacht aufgefordert, sich aufgrund angeblichen Artilleriebeschusses durch Russland in Luftschutzbunker zu bewegen.
Doch der Vormarsch der russischen Armee im Ukraine-Krieg gestaltet sich offenbar schwieriger, als von Wladimir Putin und seiner Generäle angenommen. Das berichten sowohl der Nachrichtensender CNN aus den USA als auch das Internetporal Vice. Beide berufen sich dabei auf Experten des Verteidigungsbündnisses Nato. Sowohl die „Inkompetenz“ als auch die Härte des Widerstands der ukrainischen Armee habe Fachleute weltweit überrascht, so eine anonym bleibender Mitarbeiter der Nato gegenüber Vice.
Diese Gemengelage führe laut eines Experten im Gespräch mit CNN zu einem Umdenken der russischen Militärführung im Ukraine-Krieg. Wladimir Putin habe anfangs gedacht, er könne die Ukraine mit einer Art Blitzkrieg überrennen. Gleichzeitig sei der russische Präsident davon ausgegangen, dass er sich auf eine geschlossene Heimatfront verlassen könne. Doch die Sanktionen gegen Russland* hätten in der Militärführung große Zweifel an der Invasion des Nachbarstaats ausgelöst. „Sie können ihre Leichen nicht mehr einsammeln, ihnen geht der Treibstoff aus und sie verlieren viel militärisches Gerät in den Kämpfen“, so CNN.
Russland scheint nach wie vor nicht in der Lage, den Luftraum über der Ukraine zu sichern. Das wiederum verschärfe die Versorgungsprobleme der russischen Armee. Dazu käme ein weiteres Problem: „Das Verhältnis der Truppen zu der Bevölkerung beträgt ungefähr drei bis vier russische Soldaten pro 1.000 Bewohner. Das ist eine astronomisch niedrige Zahl, wenn sie das Gebiet wirklich halten wollen, nachdem sie es erobert haben.“ Russische Truppen wären dann einem sehr großen Risiko von Partisanenangriffen und ähnlichen Attacken ausgesetzt.
Schon jetzt muss die russische Armee im Ukraine-Krieg herbe Verluste hinnehmen. Laut unbestätigter Zahlen sollen bereits mehr als 5000 russische Soldaten in den Kämpfen ihr Leben verloren haben. Gegenüber der Washington Post vermuten Militärexperten, das läge zum einen an unerwartet vielen logistischen Problemen der Armee. Der Ukraine-Feldzug ist der größte Militäreinsatz Russlands seit dem Krieg in Tschetschenien 1994 - viel größer als der Einsatz im Bürgerkrieg in Syrien* beispielsweise. Zum anderen trifft Russland in der Ukraine offenbar auf eine kampffähige Armee, die trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit erfolgreich Widerstand leistet. Vor allem der Einsatz waffenfähiger Drohnen, die die Ukraine laut dem Nachrichtenportal Bloomberg vor allem aus der Türkei bezogen hat, bereite der russischen Armee große Probleme.