
Ukraine-Krieg führt zu Panikkäufen in der Türkei
DW
Mehrere türkische Containerschiffe, beladen mit Speiseöl, stecken in russischen Häfen im Asowschen Meer fest. Die Folge sind Panikkäufe in der Türkei. Das Land ist abhängig von Importen aus Russland.
Es war nur eine kleine Meldung in diesen Kriegstagen, aber sie hat große Panik in der türkischen Bevölkerung ausgelöst. Tahir Büyükhelvacigil, Vorsitzender der Unternehmervereinigung für Pflanzenöl, hatte in einem Interview gesagt, dass 16 Containerschiffe mit Sonnenblumenöl seit Tagen darauf warteten, russische Häfen im Asowschen Meer zu verlassen - vergeblich. Es sei nur noch ein Monatsvorrat an Sonnenblumenöl verfügbar.
Die Folge waren Panikkäufe in vielen Supermärkten türkischer Großstädte, die zum Teil noch andauern. In zahlreichen Videos im Internet sind leere Regale zu sehen. Und Menschenansammlungen, die sogar vor den Lagern der Supermärkte ungeduldig auf neue Paletten warteten und sich schon bei der Anlieferung auf die Kanister mit Sonnenblumenöl stürzten. In einem Video hält ein älterer Mann stolz zwei Fünf-Liter-Kanister in die Kamera. Bilder, die jüngeren Türken fremd sind, doch die älteren an die bitteren Krisenjahre der 1970er und 80er erinnern.
Dabei war Sonnenblumenöl schon vor Kriegsausbruch nicht günstig. Vor zwölf Monaten noch kostete ein Liter 19 türkische Lira, jetzt sind es fast 40, umgerechnet rund 2,50 Euro. Ein unfassbar hoher Preis für ein Land, in dem mehr als zehn Millionen Beschäftigte nur den Mindestlohn von rund 312 Euro erhalten und rund 3,5 Millionen Beschäftigte sogar für noch weniger arbeiten.
Nach Angaben des türkischen Landwirtschaftsministeriums ist das Land mit einem Anteil von 37 Prozent weltweit der größte Importeur von Sonnenblumenöl. Die Türkei führt etwa 65 Prozent seines Bedarfs aus Russland ein, etwas mehr als vier Prozent stammen aus der Ukraine. Einen Teil davon verkauft die Türkei weiter an Algerien und den Irak.
Die schwierige Lage, in der sich die Türkei derzeit befindet, hat auch mit ihrem stark gestiegenen Bedarf an Sonnenblumenöl zu tun. In den Jahren 2015/2016 lag er bei 2,1 Millionen Tonnen, nur fünf Jahre später erreichte er die Marke von 3,3 Millionen Tonnen. Durch die Erhöhung des eigenen Anbaues hat sich die Lage etwas entspannt, dennoch konnte der Bedarf nicht gänzlich abgedeckt werden.